US-Regierung testet Programm zur Umgehung von Webfiltern

Gedacht ist das Programm für Länder wie China oder den Iran, in denen der Zugang zu manchen Nachrichtenseiten für Internetnutzer gesperrt wird.

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Von
  • Florian Rötzer

Angeblich testet die US-Regierung derzeit heimlich ein Programm in China und im Iran, mit dem die Internetnutzer Websperren umgehen können, um Nachrichten zu lesen. Wie Reuters berichtet, umgeht das FOE-Programm (feed over email) die Webfilter, in dem News-Feeds über E-Mails versendet werden Für FOE wird kein Proxy benötigt, sondern die Anwendung basiert auf SMTP und funktioniert für die meisten E-Mail-Programme.

Getestet werden soll das Programm vom Broadcasting Board of Governors (BBG), verantwortlich für die Sender Voice of America, Radio Free Europe oder die während des Kriegs gegen den Terror eingerichteten Sender Alhurra (TV) und Radio Sawa. Recht viel mehr erfuhr Reuters von Ken Berman, dem IT-Chef vom BBG, allerdings nicht, da Geheimhaltung wichtig sei, um das Programm vor den beiden Regierungen verborgen zu halten. Shi Ho, der FOE mit entwickelt hat, erklärte, dass das Programm auch schnell für Handys umgesetzt werden könne.

Man wolle keinen Einfluss darauf ausüben, welche Informationen die Menschen erhalten wollen, sagt Berman: "Wir versuchen, das Prinzip zu vermitteln: Je mehr man weiß, desto besser ist es. Die Menschen können selber entscheiden." Aber dann schlägt doch auch eine gewisse Zensur noch durch, Es gebe nämlich eine gemäßigte Zensur für Pornographie, sagt Berman.

Neben den chinesischen und iranischen Internetnutzern sollen auch die aus Myanmar, Tadschikistan, Usbekistan und Vietnam von FOE profitieren. In all diesen Ländern wird das Internet zensiert. Auffällig ist freilich, dass befreundete Regime wie Saudi-Arabien, in denen die Internetzensur mindestens so wie im Iran ausgebaut ist, nicht als Ziele von FOE erwähnt werden.

Im Irak fand am gestrigen Freitag eine Demonstration gegen die Webzensur statt. Da Websperren aber auch in demokratischen Ländern eingeführt werden, könnten solche Programme, die dem Prinzip des "freien Informationsflusses" (Free Flow of Information) aus dem Zeitalter des Kalten Krieges entsprechen, durchaus auch in befreundeten Ländern nicht gerne gesehen werden.

Siehe dazu auch:

(fr)