Windows: Microsofts Sound-Management ist eine Qual

Haben Sie sich schon mal gewundert, warum sich die Mikrofon-Laustärke unter Windows 10 und 11 automatisch verstellt? Dann sind Sie nicht allein.

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(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 3 Min.

Es wäre wahrscheinlich zu viel verlangt, wenn Windows – egal ob Version 10 oder 11 – genau das machen würde, was man einstellt. Über beinahe drei Jahre hinweg hat mich Microsofts Sound-Management Nerven gekostet, denn seit Beginn der Coronapandemie und dem einhergehenden Homeoffice hat Windows 10 immer wieder eigenmächtig die Lautstärke des Mikrofons verringert.

Das fiel immer dann auf, wenn Freunde im abendlichen Sprachchat oder die Kollegen in der Vorbereitung zur heiseshow anmerkten, dass man doch so ungewohnt leise sei. Eigentlich sollte das gar nicht möglich sein: Alle Mechanismen zur automatischen Lautstärkeregelung sind (theoretisch) ausgestellt, der Drehregler am Audio-Interface (samt integriertem 48-Volt-Verstärker fürs Rode-Mikrofon) ist seit jeher auf etwa drei Fünftel eingestellt.

Ein Kommentar von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware.

Unzählige repetitive "Ratgeber", die sich so auf den ersten fünf Google-Seiten finden lassen, schreiben, dass man in der Sound-Systemsteuerung unter den erweiterten Mikrofoneinstellungen den Haken "Anwendungen haben alleinige Kontrolle über das Gerät" entfernen soll. Gegebenenfalls könnten auch Skype und Steam dazwischenfunken. Alle Anweisungen befolgt … immer noch keine Besserung.

Am 02. Januar 2023 nahm ich mir schließlich vor, dem Problem endgültig auf die Spur zu gehen. Neujahresvorsätze sind schließlich gute Tradition und etwas Besseres habe ich eh nicht zu tun. Schnell war klar, dass Microsoft Teams der Störfaktor ist. Das Tool verwenden wir parallel zu selbst gehosteten Videokonferenzen.

In den Tiefen eines Forenbeitrags fand ich schließlich Erlösung – temporär, aber dazu später mehr. Die Einstellung "Anwendungen haben alleinige Kontrolle über das Gerät" funktioniert nur, wenn man den Haken bei allen Mikrofonen entfernt, die sich mit dem PC verbinden, einschließlich aller deaktivierten. Letzterer Punkt ist relevant, wenn man zum Beispiel Bluetooth-Headsets mit dem PC koppelt, aber deren Mikrofone nicht verwendet. Ansonsten meinen Windows 10 und Windows 11 offenbar, die Lautstärke systemweit und geräteübergreifend ändern zu müssen.

Eine wichtige Einstellung in Windows, die unter Umständen aber nicht an einem Gerät allein funktioniert: "Anwendungen haben alleinige Kontrolle über das Gerät"

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Ein Rückschlag kam Wochen später nach dem Neuaufsetzen von Windows 10, nachdem das Upgrade auf Windows 11 zu Testzwecken nicht so mitgespielt hatte, wie ich es wollte.

Die oben genannte Option wieder bei allen Mikrofonen deaktiviert … trotzdem verstellte Windows die Mikrofon-Lautstärke. Also erneut Google angeschmissen und einen Zufallsbefund gefunden: Die ins Betriebssystem integrierte Xbox Game Bar hat offenbar Rechte, um am Sound herumzupfuschen. Das erschien schlüssig, denn bei der vorherigen Installation hatte ich sie ausgeschaltet, nach der Neuinstallation hingegen nicht.

Nun ist die Xbox Game Bar seit zwei Wochen ausgestellt, kein einziges verbundenes Mikrofon gewährt Anwendungen alleinige Kontrolle über das Gerät und seit zwei Wochen verweilt meine Mikrofon-Lautstärke bei 100 Prozent. Ein Traum.

Da möge einem die Frage gestattet sein, wie schlecht man die Sound-Steuerung denn lösen kann? Eine automatische Lautstärkenregelung ist für die breite Masse wahrscheinlich ein gutes Ding, aber *bitte* macht das doch optional. Versteckt die Option meinetwegen im fünften Untermenü, damit man sie nicht aus Versehen findet. Bei Skype funktioniert das doch auch. Aber um Himmels willen, lasst keine Software systemweit die Sound-Einstellungen ändern.

(mma)