RoboCup German Open: Winzlinge kicken virtuelle Bälle

Bei der Mixed Reality Competition dient ein Flachbildschirm als Spielfeld, auf dem Miniatur-Roboter einem simulierten Ball nachjagen.

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Von
  • Peter König

RoboCup German Open: Winzlinge kicken virtuelle Bälle (3 Bilder)

Mixed Reality Competition beim RoboCup German Open auf der Hannover Messe

Ein Eco-Be-Roboter ist keine drei wenige Zentimeter hoch, seine Grundfläche ist kaum größer als ein Daumennagel. Da bleibt kein Platz für Sensoren.

Bei den Wettbewerben des RoboCup German Open auf der Hannover Messe lassen die meisten Teams echte Roboter gegeneinander antreten. Andere begnügen sich mit der puren Simulation von 22 autonomen Fußballagenten, die ein Match bestreiten. Wer aber in der jüngsten Liga des Wettbewerbs, der sogenannten Mixed Reality Competition mitspielen will, muss sich mit beiden Welten beschäftigen, der realen wie auch der virtuellen: Denn bei diesem Wettbewerb sind die Roboter zwar materiell vorhanden, allerdings spielen sie mit einem simulierten Ball. Den zeigt ein waagerecht montierter 21-Zoll-Flachbildschirm an, der als Spielfeld dient. Den Robotern reicht dieser äußerst knappe Platz zum Fußballspielen aus, da sie selbst keine drei Zentimeter hoch sind und ihre Grundfläche in etwa so groß ist wie ein Daumennagel.

Wie im Wettbewerb der vierbeinigen Aibos benutzen auch in der Mixed Reality Competition alle Teams baugleiche Roboter. Hersteller des Eco-Be ist die japanischen Firma Citizen, bekannt vor allem durch ihre Uhren. Aus der Uhrmacherei stammen auch die Motoren, die die beiden Räder des Eco-Be einzeln antreiben. Neben Motoren und Rädern besteht der Roboter zum größten Teil aus einem Akku – seine eigene Rechenleistung ist beim Prozessortakt von vier Megahertz äußerst bescheiden. Darüber hinaus hat der Eco-Be keinerlei Sensoren an Bord und ist damit völlig blind für seine Umwelt. Die Lösung: Das Spielfeld wird über eine Kamera senkrecht von oben aufgenommen, ein Rechner interpretiert per Bilderkennung die Szene und liefert Daten über Position und Ausrichtung der Roboter und auch des Balls. Auf externen Rechnern läuft für jeden Bot auf dem Spielfeld ein Client-Prozess, der über die nächsten Schritte entscheidet und die nötigen Kommandos per Infrarot an den Roboter sendet.

In ein paar Wochen will Hersteller Citizen voraussichtlich die nächste Generation des Eco-Be herausbringen. Die soll sich durch Aufsteckmodule – etwa eine Videokamera mit VGA-Auflösung – und deutlich gesteigerte Rechenleistung auszeichnen, die sogar Bildverarbeitung mit Bordmitteln erlauben soll.

Bei der RoboCup-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr traten bereits 12 Mannschaften in der Mixed-Reality-Liga an, auf der Hannover-Messe hingegen treffen sich nur drei Teams. Der Ehrgeiz, einen Meistertitel zu erringen, steht für die Tüftler der jüngsten RoboCup-Sparte ohnehin nicht im Vordergrund: Das Hauptziel sei es, zu einer gemeinsamen halb-virtuellen Plattform zu kommen, "gestaltet von den Mannschaften und gestaltet für die Mannschaften", betonte Matthias Bohnen von der Universität Koblenz-Landau bei seinem Vortrag im Rahmen des Forums Mobile Roboter, das die Wettbewerbe des RoboCup auf der Hannover Messe flankiert. König Fußball steht dabei nicht immer ganz oben auf der Liste – man möchte auch über andere Spiele oder Anwendungen nachdenken, die von der Mischung aus realen und virtuellen Objekten auf dem Spielfeld profitieren. So geht derzeit beim Wettstreit in der Mixed-Reality-Liga neben den Fußballergebnissen auch eine Wertung für Weiterentwicklungen am System und das Erstellen von pädagogisch nutzbaren Spielen ein.

Fußballerisch gibt es aber ein Fernziel: Irgendwann will man mit Mannschaften von jeweils elf Robotern auf einem Feld von 1,20 mal 1,60 Metern spielen. Damit wäre das Feld im Verhältnis zum einzelnen Roboter in etwa so groß wie ein echtes Fußballfeld im Vergleich zu einem Menschen. (pek)