Verkauf der Pirate Bay wackelt

Eine Woche bevor die Übernahme des Torrent-Trackers endgültig abgesegnet werden soll, wachsen die Zweifel am Zustandekommen des Geschäfts und der Finanzkraft des Käufers GGF. Dessen Aktie wurde am heutigen Freitag vom Handel ausgesetzt.

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Wenige Tage bevor der Verkauf des Torrent-Trackers The Pirate Bay endgültig über die Bühne gehen soll sieht es eher danach aus, als würde die Übernahme doch noch platzen. Die Ereignisse der vergangenen Tage kulminierten am heutigen Freitag, als nach Berichten über mögliche Zahlungsschwierigkeiten des Käufers Global Gaming Factory X (GGF) die Aktie des Unternehmens vom Handel ausgesetzt wurde. GGF habe noch nicht nachgewiesen, dass es den Kaufpreis von insgesamt 60 Millionen Kronen aufbringen könne, teilte die Börse Aktietorget dazu mit. Der erneute Handelsstopp habe aber nichts mit dem zuvor erhobenen Verdacht des Insider-Handels zu tun.

Schwedischen Medienberichten zufolge wurde GGF-Chef Hans Pandeya zudem wegen ausstehender Zahlungen beim Amt für Gerichtsvollzug (Kronofogden) gemeldet. Der ehemalige GGF-Technikchef Johan Sellström, der seit Mitte Juli nicht mehr für Pandeya arbeitet, macht den Berichten zufolge gegen seinen ehemaligen Boss und die Firma Forderungen in Höhe von 6 Millionen Kronen (597.000 Euro) geltend und erwägt eine Klage. Zudem soll Pandeya Steuerschulden in Höhe von rund 780.000 Kronen haben.

Auch das in dem Deal als Technikpartner vorgesehene Startup Peerialism hat nach Angaben seines Chefs von GGF versprochene Zahlungen bisher nicht erhalten. Peerialism sollte ebenfalls von GGF übernommen werden und seine selbstentwickelte P2P-Technik in das Pirate-Bay-Projekt einbringen. Peerialism-CEO Johan Ljungberg sagte gegenüber CNet News, noch habe sein Unternehmen nicht mit den Vorbereitungen begonnen, weil er noch kein Geld gesehen habe.

GGF hatte angekündigt, für die Übernahme von Peerialism weitere 100 Millionen Kronen (9,86 Millionen Euro) zu zahlen. Die Hälfte sollte in bar, der Rest in neuen GGF-Aktien beglichen werden. Pandeya habe versprochen, die Hälfte der Barsumme vorab zu überweisen. "Das war vor zwei Monaten", sagte Ljungberg. "Wir haben seine Unterschrift unter dem Vertrag, aber er hat nicht gezahlt und wir haben die Arbeit nicht gemacht." Zudem habe Pandeya zwar der Presse viel erzählt, seinen Partnern aber nur wenig über das künftige Geschäftsmodell verraten.

GGF war angetreten, um dem Torrent-Tracker mit Peerialism und in Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern ein legales Geschäftsmodell zu verpassen. Mit Ankündigung der Übernahme, die am kommenden Donnerstag endgültig abgesegnet werden soll, wurden jedoch schnell Zweifel an dem Modell laut – zumal sich die Rechteinhaber bisher eher wenig begeistert gezeigt haben. Auch Grokster-Veteran Wayne Rosso, kurzzeitig von Pandeya an Bord geholt, sprang mit erheblichen Zweifeln nach nur drei Wochen wieder ab.

Pandeya hat die Berichte bisher nicht kommentiert. Unterdessen versucht sein Unternehmen weiter, Zweifel am Zustandekommen des Geschäfts zu zerstreuen. GGF habe die 60 Millionen Kronen von privaten Investoren zur Verfügung gestellt bekommen, heißt es in einem auf der Website der Börse veröffentlichten Papier (PDF-Datei). Der Kauf solle nun auch komplett in bar abgewickelt werden. Der schwedischen Börse reicht diese Versicherung offenbar nicht.

Sollte die Übernahme wie geplant in der kommenden Woche über die Bühne gehen, bleibt die Frage, wer die 60 Millionen Kronen kassiert. GGF kauft dafür die Domain von dem auf den Seychellen registrierten Unternehmen Reservella, hinter dem vermutlich zumindest der Pirate-Bay-Mitgründer Fredrik Neij steckt. Über ihre möglichen Verbindungen zu Reservella haben sich die anderen Pirate-Bay-Macher, die in Schweden erstinstanzlich zu Haftstrafen und Schadensersatz verurteilt worden waren, bisher nicht geäußert.

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(vbr)