Artifact: Neue Social-Media-Plattform für Nachrichten

Ein personalisierter News-Reader mit Anleihen zu einem sozialen Netzwerk: Das will Artifact sein. Die Mitgründer von Instagram haben die neue App entwickelt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Nach einer kurzen Testphase mit nur wenigen Menschen ist Artifact nun für alle offen. Die App für Android und iOS will ein personalisierter News-Reader sein, kommt mit Künstlicher Intelligenz daher und nicht ohne Anleihen von einem sozialen Netzwerk aus. Artifact ist eine Mischung aus Instagram, Twitter und ein bisschen auch eines RSS-Feeds. Allerdings gibt es bisher nur englischsprachige Nachrichten. Für die Anmeldung bedarf es keiner Telefonnummer oder E-Mail-Bestätigung.

Beim Anmelden muss man zunächst Themenfelder auswählen, die einen interessieren. Zu den beliebtesten gehören etwa Tech-Unternehmen, Rezepte und Restaurants. Die Liste mit potentiellen Themen ist lang, auch Lifestyle, Gesundheit und vieles mehr ist dabei. Mindestens zehn Interessenfelder müssen ausgewählt werden. Wer bezahlte Abonnements hat, kann diese in einem nächsten Schritt übertragen. Sie werden im "For you"-Feed bevorzugt behandelt. 25 gelesene Artikel innerhalb von zwei Wochen braucht Artifact, um zu lernen, was einen interessiert, und um den Feed weiter zu personalisieren, steht es in der App. Natürlich geschieht die Auswertung und Empfehlungen mittels Künstlicher Intelligenz.

Die gelesenen Artikel werden ausgegraut. Sie lassen sich mit einem Daumen nach unten bewerten – ein Daumen hoch ist nicht vorgesehen, für positive Rückmeldung reicht es, sie zu öffnen und zu lesen. Mit einem Fähnchen können Meldungen abgespeichert werden, sodass man sie später lesen kann. Per Pfeil lassen sie sich teilen. Und wer "Freunde" hat, die ebenfalls bei Artifact angemeldet sind, soll sich mit diesen auch verbinden können und so sehen, welche Artikel sie gelesen haben. Die App baut also auf den Netzwerkeffekt. Künftig soll es auch möglich sein, die Nachrichten innerhalb der App zu diskutieren. Weitere Elemente eines sozialen Netzwerks sollen folgen. Artifact fragt einen, ob man sein Adressbuch mit der App teilen möchte.

Neben dem Für-dich-Feed gibt es einzelne Stränge zu den zuvor ausgewählten Interessenfeldern. Diese lassen sich in den Einstellungen verändern, abwählen und andere hinzufügen. Auch das Blockieren von Nachrichtenquellen ist möglich.

Die Gründer von Artifact sind Kevin Systrom und Mike Krieger, sie starteten ebenfalls Instagram. Mit Artifact stoßen sie in eine Zeit, in der viele Nutzerinnen und Nutzer sich von Twitter abwenden – wo ebenfalls sehr viele Artikel geteilt und diskutiert werden. So könnte diese App neben Mastodon als Ablöse in den Startlöchern stehen. Allerdings hat es auch schon zahlreiche Social-Media-Apps gegeben, die ihre 15 Minuten Ruhm hatten und dann doch wieder verschwanden. Beispielsweise ist von Clubhouse, der Podcast-App, nach dem Hype quasi nichts mehr zu hören – außer zuletzt einer Datenschutzstrafe. Auch Hive hat es anscheinend zerlegt. Donald Trumps Truth Social fehlen Nutzer und Geld. Das WT Social von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales existiert seit jeher unter ferner liefen.

(emw)