Wikimania: Zwei Millionen Dollar für eine neue Strategie

Das Omydar Network des eBay-Gründers Pierre Omidyar verbindet seine Spende mit der Auflage, dass Wikimedia seine Strategie weiter entwickelt. Unterdessen wurde bekannt, dass die Editier-Regeln für die englische Ausgabe der Wikipedia geändert werden.

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Von
  • Torsten Kleinz

Neuer Geldsegen für die Wikimedia Foundation. Nachdem in der vergangenen Woche bereits die William and Flora Hewlett Foundation eine halbe Million US-Dollar gespendet hatte, schießt nun das Omydar Network des eBay-Gründers Pierre Omidyar 2 Millionen US-Dollar nach. Anlässlich der am heutigen Mittwoch in Buenos Aires beginnenden Konferenz Wikimania wurde zudem bekannt gegeben, dass mit Matt Halprin ein Mitarbeiter von Omydar Network in den Vorstand der Stiftung berufen wird.

Mit der Spende verbunden ist die Auflage, dass Wikimedia seine Strategie weiter entwickelt. Die Stiftung, die die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia und zahlreiche Schwesterprojekte betreibt, setzt dabei auf die Community: In einem eigens eingerichteten Strategie-Wiki sollen aus einer Bestandsaufnahme der Wikipedia und anderen Projekten Pläne für die Zukunft entwickelt werden.

Parallel wurde bekannt, dass die Editier-Regeln für die englische Ausgabe der Wikipedia geändert werden: Die bereits vor einem Jahr in der deutschen Wikipedia eingeführten gesichteten Versionen sollen auch in der englischen Wikipedia aktiviert werden. Gründer Jimmy Wales hatte sich bereits im Januar für die Änderung ausgesprochen, die Community stimmte im März für einen Testlauf, der in den nächsten Wochen starten soll.

Wie Wikimedia-Vize Erik Möller klar stellt, wird allerdings nur eine reduzierte Variante der Flagged Revisions eingeführt: Statt unangemeldeten Besuchern nur gesichtete Versionen anzuzeigen, sollen die Artikel in der englischsprachigen Wikipedia lediglich als gesichtet oder ungesichtet markiert werden.

Eine Ausnahme bilden die Artikel über lebende Personen. Hier sollen die strikteren deutschen Regeln angewandt werden: Wer keine bestimmte Anzahl von Beiträgen vorzuweisen hat, landet zunächst in einer Warteschleife, bis ein erfahrenerer Autor die Änderungen bestätigt. Diese Sichtung garantiert allerdings keine sachliche Richtigkeit. Das Verfahren soll lediglich offensichtlichen Vandalismus ausschließen. In der Vergangenheit hatten böswillige Änderungen und Verleumdungen in der Wikipedia mehrfach für Skandale gesorgt.

Möller widerspricht Berichten, die die Änderung als Benachteiligung für neue Nutzer sehen: "Momentan können viele Artikel mit hohem Vandalismus-Risiko überhaupt nicht von neuen Nutzern geändert werden." Diese Seitensperrungen seien seit Jahren Alltag. Zum Beispiel sei der Artikel über Barack Obama für unangemeldete Nutzer gesperrt. "Wenn die veränderten Regeln wie geplant funktionieren, könnten wir viele derzeit gesperrte Artikel wieder freigeben", erläutert Möller. Wie die neuen Regeln sich auf die weniger umstrittenenen Personenartikel auswirken, soll eine Testphase von zwei Monate zeigen. (Torsten Kleinz) / (anw)