Neue Debian-Version für RISC-V-Einplatinencomputer VisionFive 2

Die Entwicklung am Debian-System für das populäre RISC-V-Board VisionFive 2 geht voran. Neben aktualisierten Paketen unterstützt die neue Version mehr Hardware.

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(Bild: heise online)

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Starfive entwickelt fleißig weiter am offiziellen Debian-Image für den Einplatinencomputer Visionfive 2 mit RISC-V-Prozessor – inzwischen steht das Debian-Image 202302 bereit. Neben Paket-Aktualisierungen verbessert Starfive damit auch die Hardware-Unterstützung und bessert einige Kleinigkeiten aus.

Etwas Firmware-Flasherei kann nötig sein, um die unterschiedlichen Debian-Builds zu starten. So erwähnen die Starfive-Entwickler in ihrer Release-Ankündigung, dass das vorherige Debian-Image 69 nicht mit der aktuellen Firmware v2.10.4 startet. Das neue Debian-Image 202302 lasse sich mit der darin integrierten aktuellen Firmware und mit den Boot-Switches in passenden Positionen von SD-Karte oder eMMC starten. Immerhin sollte das Firmware-Update im Flash-Speicher inzwischen einfacher funktionieren, wie im aktualisierten Quickstart-Guide ab Seite 33 vorgestellt wird – TFTP ist in der Regel nicht mehr nötig, sondern die anderen angebotenen Varianten dürften schnell zum Ziel führen.

Den Debian-Unterbau haben die Entwickler auf Version 20221225 aktualisiert, also auf den Stand von Ende Dezember des vergangenen Jahres. Zuvor basierte das Abbild auf Debian SID 20220616, einem Schnappschuss aus dem Juni. Es unterstützt die Platinenlayouts Visionfive 2 v1.2A (ein 100 Mbit-Port, 1 Gbit-Port) und v1.3B (beide Ethernet-Ports Gbit-fähig). Sie basiert auf dem Linux-Kernel 5.15, somit einem LTS-Kernel, der in aktueller Fassung im Visionfive2-Softwarearchiv v2.6.0 und neueren Fassungen enthalten ist.

Außerdem haben die Maintainer Unterstützung für Eswins 6600U-WLAN-Dongles ergänzt, die Starfive günstig im Rahmen der Kickstarter-Kampagne zum Visionfive 2 als Upgrade anbot und die einen bislang wenig verbreiteten Chipsatz mit Vendor-ID 3452 und ProductID 6600 nutzen. Die Tonausgabe soll jetzt auch per HDMI klappen. OpenSSL ist zudem in Version 3.0.7 dabei – nicht ganz aktuell, das wäre erst Version 3.0.8.

Standardmäßig ist jetzt kein SSH-Server mehr vorinstalliert. Den befördert der Befehl sudo apt install openssh-server aber rasch wieder auf den Visionfive 2. Allgemein stellt Starfive nur noch minimale Debian-Images bereit. Die zusätzlichen Pakete von Starfive installiert dann ein Script, das die Entwickler mitliefern. Die neue Debian-Version setzt für die Boot-Partition jetzt auf den herkömmlichen Pfad /boot/ anstatt /boot/boot, korrigiert einige Probleme mit FFmpeg und GStreamer-Plug-ins sowie in den v4l2-Komponenten.

Einige Ärgernisse bleiben jedoch noch ungelöst. In den Release-Notes schreiben die Starfive-Entwickler, dass etwa die 4K-Auflösung in X nicht funktioniere und Desktop-Größenänderungen in XFCE langsam vonstattengehen. Es gibt weiterhin Probleme mit der Wiedergabe von Videos in 1080p-Auflösung mit 60 fps. LibreOffice sei im Zusammenhang mit GTK3 ebenfalls etwas langsam. Nach dem Log-in ist die Darstellung mosaikhaft gestört und xeglinfo könne den X-Server abstürzen lassen. Die Hardwarebeschleunigung von Firefox funktioniert noch nicht und beim Anschluss zweier Bildschirme mittels MIPI und HDMI führt das nach einiger Zeit zu Systemaufhängern.

Die Maintainer liefern einen Ausblick, was sie als Nächstes angehen wollen. So soll der Debian-Installer unterstützt werden, für SD-Karte und eMMC gleichzeitig in einem Image. IPv6 wollen sie verfügbar machen, ebenso wie das NVMe-Protokoll für PCI-Express-SSDs. Der U-Boot-Bootloader soll einen Splash-Screen erhalten. Außerdem sollen sowohl X als auch Wayland künftig 4K-Auflösungen ausgeben können; allgemein soll die X-Desktop-Nutzererfahrung verbessert werden. Das soll durch den Gnome-Wayland-Desktop dann noch besser werden.

Weiter steht die Unterstützung der Vulkan-Schnittstelle für 3D-Rendering auf dem Plan, sowie die Hardwarebeschleunigung für Firefox. Auch die korrekte 1080p60-Video-Wiedergabe und eine virtuelle Konsole, die auch per HDMI angezeigt wird, stehen demnach auf der To-do-Liste.

Die Download-Links liefert Starfive auf der Webseite, unter denen die neue Debian-Version bereitsteht. Für den europäischen Raum dürften die Google-Cloud-Links schneller sein. Dort findet sich unter "Engineering Release" im Unterordner "202302" die aktuelle Debian-Abbild-Datei – jeweils eine gesondert für SD-Karten und für eMMC-Bausteine.

(dmk)