Weiter Wirbel um Verkauf der Pirate Bay

Die Aktionäre des Kaufinteressenten GGF haben der Übernahme des berühmt-berüchtigten Torrent-Trackers am heutigen Donnerstagnachmittag zugestimmt. Die Finanzierung des millionenschweren Geschäfts bleibt aber weiter ungeklärt.

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Der Verkauf des berühmt-berüchtigten Torrent-Trackers The Pirate Bay an ein schwedisches Unternehmen soll doch noch über die Bühne gehen. Aktionäre des Kaufinteressenten Global Gaming Factory (GGF) haben dem geplanten Geschäft auf einer außerordentlichen Versammlung am heutigen Donnerstagnachmittag zugestimmt. Laut schwedischen Medienberichten waren nur wenige Anteilseigner anwesend. GGF-CEO Hans Pandeya und seine Familie kontrollieren den Berichten zufolge die Mehrheit der Unternehmensanteile. Über die Finanzierung der Kaufsumme von 60 Millionen Kronen (5,8 Millionen Euro) schweigt sich das Unternehmen weiter aus. Gegenüber heise online hat sich Pandeya trotz wiederholter Nachfrage nicht zu den Plänen geäußert.

Zuvor musste GGF in einer offiziellen Mitteilung allerdings einräumen, dass einige der bisher anonymen Investoren wieder abgesprungen seien, nachdem zahlreiche Medienberichte Zweifel an der Übernahme und dem vorgeschlagenen Geschäftsmodell geschürt hatten. Dennoch hatte sich der GGF-Chef vor der Aktionärsversammlung zuversichtlich gezeigt, mit der Übernahme fortfahren zu können. Zur Not werde er die benötigten Investitionen mit seinen eigenen Anteilen absichern, hatte Pandeya vor Journalisten in Stockholm kurz vor Beginn der Versammlung zu Protokoll gegeben.

Nun soll das Geschäft offenbar über die Ausgabe neuer Bezugsrechte finanziert werden, berichtet die Tageszeitung Svenska Dagbladet. Das allerdings dürfte schwierig werden, solange die GGF-Aktie vom Handel ausgesetzt ist. Das Papier war am vergangenen Freitag wegen der ungeklärten Finanzierungsfrage aus dem Handel genommen worden. Am heutigen Donnerstagmorgen erklärte die Börse Aktietorget, den Handel des GGF-Papiers bis auf Weiteres nicht wieder aufnehmen und den Fall der Disziplinarkommission übergeben zu wollen. Dem Unternehmen droht damit im Ernstfall auch der dauerhafte Ausschluss von der Börse.

Trotz Pandeyas wiederholter Versicherungen, internationale Investoren stünden mit ausreichenden Mitteln bereit, waren schnell Zweifel an der Finanzierung des Geschäfts aufgekommen. Auch sind bis heute die Rechteinhaber nicht wie ursprünglich versprochen mit an Bord. Zwar hat Pandeya einige Kommunikationsfehler eingeräumt, doch die Identität seiner Geldgeber will er weiter nicht preisgeben. Die geplante Übernahme fand ein weltweites Presse-Echo. Nachdem auch Meldungen über Zahlungsschwierigkeiten von GGF sowie Steuerschulden von Pandeya die Runde gemacht hatten, seien einige der Investoren wieder abgesprungen, erklärte der CEO.

Pandeya drängt nun die Börse, GGF sofort wieder zum Handel zuzulassen. Der Handelsstopp sei "vollkommen inakzeptabel". Er will den Kauf bis zum 12. September abwickeln. Danach sieht es allerdings nicht aus. Erfahrungsgemäß dauere die Meinungsbildung des Disziplinarausschusses "mehrere Wochen", sagte ein Sprecher von Aktietorget. Vorher könne der Handel des GGF-Papiers nicht wieder aufgenommen werden. Dies entspreche den Regularien der Finanzaufsicht.

Auch mit der geplanten Übernahme des Startups Peerialism will Pandeya offenbar fortfahren – für weitere 100 Millionen Kronen (9,9 Millionen Euro). Die Verträge sind unterschrieben. Doch auch der für die Pirate-Bay-Pläne enorm wichtige Partner äußerte starke Zweifel. Das Startup entwickelt verteilte Traffic- und Storagelösungen auf der Basis von P2P-Technik, etwa eine Streaming-Lösung für Videoinhalte. Bevor das Unternehmen in die Pirate-Bay-Übernahme involviert wurde, "hatten wir Filesharing gar nicht auf der Agenda", sagte CEO Johan Ljungberg gegenüber heise online.

Für die neue Pirate Bay soll Peerialism ein System entwickeln, mit dem der Datenverkehr zwischen den Teilnehmern möglichst innerhalb eines Netzes eines Betreibers abgewickelt wird, um Ressourcen zu sparen. Dieser Entwicklungsauftrag ist Gegenstand eines weiteren Vertrages zwischen Peerialism und GGF über 2 Millionen Kronen (198.000 Euro). Die Hälfte sollte GGF vorab bezahlen. Eine Vorsichtsmaßnahme: "Global Gaming war für uns ein komplett unbeschriebenes Blatt", sagte Ljungberg. Gesehen hat er das Geld bisher nicht.

Noch will der Peerialism-CEO nicht die Reißleine ziehen. "Wir sind nicht ein Unternehmen, das einfach aussteigt", bekräftigte Ljungberg – er will seinen Teil der Vereinbarungen einhalten, wenn auch die Gegenseite ihren Teil erbringt. Mit den notwendigen Entwicklungsarbeiten hat Peerialism allerdings noch nicht begonnen. Denn der CEO hat Zweifel. GGF sei gebeten worden, seine Pläne zu erläutern und nachzuweisen, dass die Investoren an Bord sind und die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. "Wir haben nichts dergleichen gesehen", sagt der schwedische IT-Veteran.

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(vbr)