Nostr: Eine Alternative zu Twitter – und Mastodon

Eine Nachricht verfassen, mit einem privaten Schlüssel signieren und zu mehreren Servern schicken: Nostr soll datenschutzfreundlich und zensurfrei sein.

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Kumamoto,,Japan,-,Feb,8,2021,:,Closeup,Mastodon,And

(Bild: Koshiro K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Bei dem Github-Projekt Nostr handelt es sich um ein offenes Protokoll, mit dem Nutzer signierte Nachrichten senden und empfangen können. Nostr ist ein Akronym für "Notes and Other Stuff Transmitted by Relays", also "Notizen und andere Sachen übermittelt durch Relays" – wobei Relay für Server steht. Anders als bei beispielsweise Twitter sollen diese keine E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Metadaten der Nutzer speichern. Stattdessen assoziiert ein Server den Nutzer lediglich mit einem öffentlichen Schlüssel, das ist eine Reihenfolge von Buchstaben und Zahlen.

Der Schlüssel ist öffentlich einsehbar und einzigartig, dadurch bestätigt jeder Nutzer die eigene Identität. Ein privater Schlüssel wiederum ist nur dem einzelnen Nutzer bekannt, denn mit ihm signiert er seine Nachrichten. Diese schickt der Nutzer an einen Server. Anders als etwa bei Mastodon kann eine Nachricht zwar von einem Server gesperrt werden, wird dann jedoch einfach über einen anderen Server geleitet. Danach leitet der Server die signierte Nachricht an andere Nutzer weiter. Mittels Nostr-Protokol können Nutzer also einer zentralen Autorität, aber auch einer serverweiten Zensur aus dem Weg gehen.

Nostr ist in der Entwicklungsphase. Zahlreiche Clients für Nostr wurden in den vergangenen Monaten veröffentlicht: Beispielsweise Amethyst, Damus, Snort.Social. Sie ähneln dem Aufbau von Twitter und unterscheiden sich untereinander nur wenig, bis auf ein paar Sonderfunktionen, wie zum Beispiel das Senden von Bitcoin-Trinkgeld bei Damus. Als Open-Source-Projekt findet die Entwicklung von Nostr zwischen einzelnen Entwicklern statt – und wurde mit einer 14 Bitcoin (245.000 Dollar) hohen Spende von Jack Dorsey unterstützt.

Um das offene Protokoll zu nutzen, benötigt man einen der Clients. Nutzer von iOS downloaden beispielsweise die App Damus, Android-Nutzer bedienen Amethyst und im Web benutzt man Snort.Social. Diese Website vermerkt weitere Clients.

Bei den drei genannten Clients verläuft die Anmeldung in der gleichen Abfolge: In der Kontoerstellung generiert der Nutzer den öffentlichen und den privaten Schlüssel, speichert diese ab und wählt einen Nutzernamen aus, der mit dem öffentlichen Schlüssel assoziiert wird. Bei einem Android- oder iOS-Client müssen Nutzer den Nutzungsbedingungen zustimmen, schließlich werden diese im Apple App Store oder Google Play Store vertrieben. Snort.Social bietet bei der Anmeldung weitere Sonderfunktionen an, die auf dem Protokoll aufbauen, beispielsweise eine zusätzliche Verifikation, die im Client den Nutzernamen einzigartig macht.

Nostre: Die Damus-App (5 Bilder)

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Um einer Person zu folgen, suchen Nutzer nach dem öffentlichen Schlüssel, der mit der Person assoziiert ist. Diesen finden und kopieren sie via persönlichen Kontakt, oder, falls die Person sich registriert hat, mittels einer öffentlichen Datenbank wie zum Beispiel Nostr.Directory. Danach können Nutzer dieser Person folgen und haben eine Einsicht, zu welchen verschiedenen Servern er seine Nachrichten schickt. Möchten Nutzer ihre Nachricht an dieselben Server schicken, können sie diese Server unter den Einstellungen und dann "Relays" hinzufügen. So weitet sich das soziale Netzwerk Server für Server aus.

Die Nachricht, die verifizierte Nutzer mit einem privaten Schlüssel signieren und dann zu einem Server schicken, bezeichnen die Entwickler von Nostr als "Event". Laut ihnen ist dies die einzige Datei, die Nutzer an Server schicken. Welche Informationen diese Datei speichert, findet man in folgender Protokollierung.

Nostr ist einer von vielen Ansätzen, Social Media neu zu denken. Denn die Nachfrage nach sozialen Netzwerken, die Identitäts- und Datenschutz betonen, steigt. In Deutschland forscht selbst der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach einer Alternative zu Twitter. Nach der Übernahme Twitters von Elon Musk scheinen sich zahlreiche Dienste in Stellung zu bringen. Neben Mastodon auch Artifact und Bluesky. Ob das wirklich zu Erfolg führt, ist aber noch sehr offen zu.

(szo)