Benutzeroberfläche: Conjure als GTK-basierte GUI für ImageMagick

Conjure macht die ImageMagick-Fähigkeiten für Desktop-Nutzer zugänglich. Trotz des frühen Stadiums ist die Bedienoberfläche schon brauchbar.

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Screenshot von Conjure-GUI

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Claudius Grieger

Bilder auf dem Linux-Desktop per Mausklick mit der Werkzeugpalette von ImageMagick bearbeiten – das macht Conjure möglich. Es liefert nach der bislang kurzen Entwicklungszeit schon eine beträchtliche Auswahl an Bearbeitungsmöglichkeiten. Die minimalistische Oberfläche lenkt nicht mit überfrachteten Bedienelementen ab. Conjure unterstützt aber nicht den vollen Funktionsumfang von ImageMagick und kann dessen Flexibilität nur eingeschränkt nutzen.

Der Name Conjure bedeutet übersetzt so viel wie Zauberei. Zudem verbirgt sich dahinter ein Befehl von ImageMagick, um Skripte in der "Magick Scripting Language" (MSL) aufzurufen. Die Bedienung mittels Maus wirkt im Vergleich tatsächlich wie Zauberei: Denn bisher führten nur lange Textbefehle, die stets geöffnete man-page und viel Ausprobieren zum Ziel.

Nach dem Laden eines Bildes über die "Öffnen"-Schaltfläche oder Reinziehen mittels Drag-and-Drop lässt sich eines von 35 ImageMagick-Werkzeugen auswählen. Anschließend justiert man deren Parameter in zugehörigen Feldern per Direkteingabe der Werte. Das Ergebnis zeigt die integrierte Vorschau direkt Seite an Seite zum Original an.

Der Befehl "Apply" speichert Zwischenergebnisse temporär als Thumbnail in einer Art Zeitleiste unter dem Hauptbild. Ein Klick auf eines der Vorschaubilder ruft den jeweiligen Stand zur weiteren Bearbeitung auf, ohne dabei die anderen zu löschen. "Save" exportiert das jeweilige Bild erwartungsgemäß im gewünschten Format auf die Festplatte.

ImageMagick richtet sich eher an Poweruser und dient insbesondere der Batch-Bearbeitung mehrerer Bilder auf entfernten Systemen, Servern oder Clouds. Conjure hingegen bearbeitet nur einzelne Bilder lokal und macht die mächtige Bildbearbeitung zur Desktop-App. Die Auswahl der Werkzeuge ist noch nicht allumfassend und macht "Terminal-Magie" noch nicht obsolet. Zudem erfolgen alle Arbeitsschritte einzeln anstatt in einem Rutsch hintereinander weg. Das Programm richtet sich aktuell eher an User, die schnell Bilder am Desktop bearbeiten wollen, ohne gleich GIMP aufzurufen.

Conjure wird seit Februar 2023 unter GPL3-Lizenz entwickelt. Der aktuelle Stand stellt eher eine Alpha-Version dar: Manchmal funktionieren Knöpfe nicht und die Werkzeugsuche flackert bei der Benutzung. Dank GTK4-/libadwaita-Oberfläche fügt es sich nahtlos in Systeme mit aktuellem Gnome-Desktop ein. Die Installation erfolgt offiziell über flathub. Der Aufruf von flatpak install flathub io.github.nate_xyz.Conjure verfrachtet Conjure auf die Platte.

Aus professioneller Sicht mangelt es Conjure noch an der Zahl der verfügbaren Werkzeuge sowie der Möglichkeit, mehrere Bilder als Batch zu bearbeiten. Etwa das Einfügen von Wasserzeichen steht eher auf der Feature-Wunsch-Liste. Beim derzeitigen Stand erweist sich Conjure bisweilen als zuverlässiges Werkzeug. Es vereinfacht die Nutzung des Toolkits von ImageMagick stark und macht es so Nutzern zugänglich, die sich an das Skripten der Bildverarbeitung nicht herangetraut haben.

(dmk)