"Historischer" Abschwung im Server-Markt setzt sich fort

Nachdem die weltweiten Umsätze mit Servern im ersten Quartal um 25 Prozent geschrumpft waren, sprachen Marktforscher bereits von einem "historischen Einbruch". Im zweiten Quartal setzte sich die Entwicklung mit einem Minus von mehr als 30 Prozent fort.

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Von
  • Matthias Parbel

Die weltweiten Umsätze mit Serversystemen waren in den ersten drei Monaten 2009 um gut 25 Prozent geschrumpft – Marktforscher wie IDC und Gartner sprachen von einem Einbruch mit "historischen" Dimensionen. Der rasante Abschwung setzte sich nun im zweiten Quartal nicht nur fort, sondern verschlimmerte sich noch: Laut IDC verzeichneten die Anbieter aktuell ein Umsatzminus von über 30 Prozent auf 9,8 Milliarden US-Dollar. Damit blieben die Erlöse auch unter dem Auftaktquartal 2009; sie fielen auf ein Rekordtief, seit IDC 1996 mit der kontinuierlichen Beobachtung dieses Marktsegmentes begonnen hat.

Der Einbruch betrifft alle Server-Hersteller nahezu in gleichem Ausmaß – die Top-5 der Branche mussten Umsatzeinbußen auf dem Niveau des Gesamtmarktes hinnehmen. Abschläge im zweistelligen Prozentbereich ziehen sich auch durch alle untersuchten Produktsegmente. Serversysteme mit x86-Prozessoren verzeichneten ein Umsatzminus von rund 28 Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar, wobei die verkauften Stückzahlen um 30 Prozent auf 1,4 Millionen zurückgingen. Server auf Basis alternativer Prozessorarchitekturen, die zuletzt noch eine bessere Marktentwicklung zeigten, wurden nun ebenfalls vom allgemeinen Abwärtstrend mitgerissen: Die Erlöse gaben über 32 Prozent auf 4,7 Milliarden US-Dollar nach.

Nach den verwendeten Betriebssystemen unterschieden, kamen Windows-Server noch am besten davon: die Umsätze sanken weniger als 28 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Im Linux-Umfeld registrieren die IDC-Analysten ein Minus von fast 29 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar, bei den Unix-Systemen stehen 3,1 Milliarden US-Dollar zu Buche – über 30 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2008.

Für die Hersteller erwiesen sich im abgelaufenen Quartal Blade-Server geradezu als Highlight – die Umsätze in dieser Produktklasse gingen lediglich um gut 12 Prozent zurück und damit nicht einmal halb so stark wie der Gesamtmarkt. Mit 1,2 Milliarden US-Dollar tragen Blade-Server allerdings auch nur knapp 12 Prozent zum Gesamtumsatz der Branche bei. Das stärkste Wachstum verzeichnete aktuell IBM, der Hersteller konnte seinen Marktanteil um nahezu vier Prozentpunkte ausbauen. Mit 27,2 Prozent bleibt IBM aber weiterhin deutlich hinter Branchenprimus Hewlett-Packard (52,9 Prozent) und vor dem drittplatzierten Dell (9,1 Prozent).

Für den dramatischen Einbruch des gesamten Server-Marktes ist nach Einschätzung der Analysten primär die aktuelle Wirtschaftskrise verantwortlich. Unternehmen treten auf die Kostenbremse und stellen Investitionen in neue Server-Hardware zurück – zum Teil deutlich über die üblichen Austauschzyklen hinaus, wie IDC-Analyst Dan Harrington betont. Allerdings dürfte auch der wachsende Einsatz von Virtualisierungssoftware den Server-Herstellern zu schaffen machen. Denn durch die Konsolidierung mehrerer virtueller Maschinen auf einem physikalischen Server lässt sich in vielen Fällen die Auslastung der Rechnersysteme erhöhen und so unter Umständen auch der Kauf neuer Hardware zumindest aufschieben (siehe dazu auch iX 12/2008, S.88).

Top-5-Server-Hersteller weltweit, Q2-2009 (Umsatz in Milliarden US-Dollar)
Firma Umsatz
Q2-2009
Marktanteile
Q2-2009
Umsatz
Q2-2008
Marktanteile
Q2-2008
Veränderung
Q2-2009 zu Q2-2008
IBM 3,39 34,5 % 4,60 32,7 % -26,3 %
Hewlett-Packard 2,80 28,5 % 4,02 28,6 % -30,4 %
Dell 1,22 12,4 % 1,67 11,9 % -26,8 %
Sun Microsystems 0,98 10,0 % 1,56 11,1 % -37,2 %
Fujitsu/FTS 0,35 3,5 % 0,53 3,8 % -35,0 %
Andere 1,08 11,0 % 1,67 11,9 % -35,0 %
Gesamtmarkt 9,81 100 % 14,04 100 % -30,1 %
Quelle: IDC 2009

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