Blogger-Abmahnung: Sportartikelhersteller entschuldigt sich

"Wir haben ganz offensichtlich überreagiert", erklärt Rudi Sprügel, Vorstandsvorsitzender von Jako, in einer Mitteilung. Diese stellt allerdings einige Fakten anders dar als das Blog, das als erstes über den Fall berichtet hatte.

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Der Sportartikelhersteller Jako, der wegen der Abmahnung des Bloggers Frank Baade viel Kritik aus der Blogosphäre auf sich gezogen hat, hat sich in einer Pressemitteilung entschuldigt. "Wir haben ganz offensichtlich überreagiert", erklärt Rudi Sprügel,Vorstandsvorsitzender von Jako.

Rein rechtlich habe man sich aber überhaupt nichts vorzuwerfen, so Sprügel, "aber rückblickend betrachtet, wäre es viel besser gewesen, wir hätten mit Herrn Baade persönlich Kontakt aufgenommen und die Sache mit ihm direkt geklärt." Sprügel bedauert, dass sich die "Auseinandersetzung unnötigerweise so aufgeschaukelt hat". Es sei unglücklich gewesen, nicht sofort auf die Anfragen von Bloggern und Journalisten zu reagieren: "Wir haben ja schließlich nichts zu verbergen." Die Verzögerung einer Antwort hänge unter anderem auch mit der Urlaubszeit und der Abwesenheit wichtiger Entscheidungsträger zusammen.

Ob die Pressemitteilung alle Voraussetzungen erfüllt, um "die vor allem im Internet geführte Auseinandersetzung um sein Unternehmen schnell zu beenden", wie es in ihr heißt, darf aber bezweifelt werden. Sie stellt nämlich einige Fakten anders dar als das Blog allesaussersport.de, das als erstes über den Fall berichtet hatte. Dem Blog zufolge hatte Baade eine Unterlassungserklärung unterzeichnet, nach der er eine von ihm verfasste derbe Kritik am neuen Jako-Firmenlogo nicht mehr weiter verbreitet. Nachdem sie jedoch auch zwei Monate später noch "im Internet" abzurufen war, hatten ihm die Anwälte von Jako erneut angeschrieben: Er solle mit einer Frist von zwei Wochen eine Vertragsstrafe von 5100 Euro zahlen. Das Schreiben enthielt auch die URL der Fundstelle, einen News-Aggregator.

In der Pressemitteilung stellt Jako den Vorfall folgendermaßen dar: "Als nach einigen Wochen Baades überzogene Kritik noch immer im Internet abrufbar war, erhielt Baade erneut Post von den Jako-Anwälten. Sie waren davon ausgegangen, dass sich der Hobby-Fußballtrainer nicht an die Absprache halten wollte und teilten ihm daher mit, dass bei einer schuldhaften Wiederholung der beanstandeten Aussagen eine erhöhte Vertragsstrafe anfalle. Erst hinterher stellte sich heraus, dass der tschechische Nachrichtenaggregator 'Newstin' den inzwischen von Baade gelöschten Text kopiert hatte und weiterhin verbreitete. Ohne die endgültige Klärung des Sachverhalts unter den Rechtsanwälten abzuwarten, alarmierte Baade daraufhin die Bloggerszene. Von den Bloggerseiten fand die Geschichte den Weg in die großen Tageszeitungen."

Während einige Kommentatoren hoffen, dass die Sache damit für Baade ein baldiges Ende findet, kritisieren andere Jako für die Pressemitteilung. Frank Baade wollte die Pressemitteilung heise online gegenüber nicht kommentieren. (jo)