Meta-Chef ermuntert Entwickler zu mehr Präsenzarbeit – zumindest einige

Das Facebook-Mutterunternehmen Meta hat interne Leistungsdaten ausgewertet. In welchen Fällen im Homeoffice die Effizienz leidet und was dagegen hilft.

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(Bild: MT-R/Shutterstock.com)

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Wenn es eine Branche gibt, in der Homeoffice als Möglichkeit gesetzt scheint und sogar zum guten Ton gehört, dann die IT und dabei im Speziellen die Softwareentwicklung. Doch Mark Zuckerberg, Chef und Mitbegründer der Facebook-Mutter Meta, rüttelt jetzt an diesem Bild. In einem Memo an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichtete er davon, dass die Auswertung von Leistungsdaten ergeben habe, dass in bestimmten Fällen doch die Präsenzarbeit effizienter sei. Er ermuntert indirekt gerade jüngere Kollegen, wieder tageweise ins Büro zu kommen.

Zuckerbergs Aussagen sind Teil des Schreibens, in dem er auch die Kündigung von 10.000 Beschäftigten und die Nichtbesetzung von 5000 offenen Stellen mitteilte. In dem von ihm ausgerufenen "Jahr der Effizienz" wolle er außerdem die Strukturen verschlanken, Projekte mit niedriger Priorität stoppen und Zwischenebenen im Management einstampfen.

Dass bei Meta auch die Remotearbeit dem Rotstift zum Opfer fällt, ist allerdings nicht zu befürchten. Trotz der US-Techkrise mit Zehntausenden Entlassungen ist der Wettbewerb um Talente weiterhin groß. Und dezentrale Arbeit spielt als Faktor bei der Anwerbung auch nach den Lockdown-Phasen der Coronapandemie eine große Rolle. Selbst in Deutschland arbeiten laut einer Statistik des ifo-Instituts drei von vier IT-Dienstleistern im Homeoffice. IT-Firmen stehen an der Spitze, wenn es darum, von zu Hause aus zu arbeiten.

Zuckerberg geht es vor allem um die jüngeren Mitarbeiter und speziell jene, die von Anfang an nur von zu Hause arbeiten. Bei dieser Gruppe habe man anhand der Auswertungen herausgefunden, dass jene, die zumindest am Anfang ihrer Tätigkeit bei Meta in Präsenz arbeiteten und später ins Homeoffice wechselten oder die permanent im Büro arbeiten, effizienter seien als jene, die von vornherein im Homeoffice anfangen. Zuckerberg erklärt sich das damit, dass die Präsenzarbeit am Anfang helfe, persönlich Vertrauen aufzubauen zu Kollegen und Vorgesetzten. Und dass dies dann später zu effizienterer Arbeit beitrage.

Eine klare Handlungsempfehlung spricht der Meta-Chef nicht aus. Man wolle die Ergebnisse jetzt besser verstehen und Wege finden, sagt Zuckerberg. Zumindest indirekt ist aber deutlich herauszulesen, dass er es im Interesse der Effizienz besser finden würde, wenn Mitarbeiter am Anfang ihrer Karriere für mindestens drei Tage pro Woche ins Büro kommen. Wie genau die Leistungsdaten erhoben wurden und wie lange eine optimale Einführungsphase andauern sollte, teilt Zuckerberg nicht mit. Effizienzmessungen bei Entwicklern sind ein umstrittenes Thema. Experten streiten darüber, was wirklich als Leistungsfaktoren herangezogen werden kann. Anders verhält sich das mit umgebenden Tätigkeiten wie Meetings, durch die messbar Zeit für die eigentliche Kernaufgabe verloren geht. So zeigte eine Studie im Sommer 2022 auf, dass Entwickler durchschnittlich ein Drittel ihrer Arbeitszeit in Besprechungen verbringen.

Meta galt der Remotearbeit gegenüber im Jahr 2020 als sehr aufgeschlossen und war einer der Vorreiter im Silicon Valley, diese angesichts der Pandemie in die Tat umzusetzen. Zuckerberg erklärte seinerzeit, dass er auch über die Pandemie hinaus damit rechne, dass viele im Homeoffice arbeiteten und dass dies effizienter sei. Unternehmen wie Apple zierten sich hingegen und versuchten viel schneller, wieder zurück in eine Teilpräsenz zu gelangen. Mit seinen Metaverse-Plänen arbeitet das Facebook-Mutterunternehmen allerdings gerade auch daran, dass Menschen auf der Arbeit und im Privatleben im virtuellen Raum genauso miteinander interagieren können wie in der Realität.

(mki)