Docker Hub streicht kostenloses Angebot: Open-Source-Projekte müssen handeln

Docker Inc. streicht das kostenlose "Docker Free Team" – Open-Source-Projekte müssen bis Mitte April reagieren und sich für ein kostenloses Paket qualifizieren.

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Midjourney-Bild WAL mit Geldbündeln

(Bild: Erstellt mit Midjourney durch c't)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Mahn

Das Unternehmen Docker Inc. setzt seinen Kurs fort und streicht kostenlose Angebote: Jetzt muss das Modell "Docker Free Team" dran glauben. Damit war es möglich, öffentliche Container-Abbilder kostenlos unter dem Namen eines Teams im Docker Hub zu veröffentlichen. Genutzt haben das Angebot unter anderem Open-Source-Projekte.

Am 14. März erhielten Inhaber solcher Teams eine E-Mail mit der Nachricht, dass das Angebot "Docker Free Team" eingestellt wird. Wer die Funktionen erhalten will, wird gebeten, auf ein Bezahl-Abo-Modell umzustellen. Das gilt gleich für mindestens fünf Nutzer, kostet mindestens 300 US-Dollar im Jahr und heißt "Team".

Stellt man nicht um, soll 14. April um 23:59 UTC der Zugriff auf alle Funktionen eingeschränkt werden, die nur noch in bezahlten Paketen enthalten sind, darunter private Repositories. Viele Fragen ließ die Mail jedoch offen, Docker Inc. beantwortet einige in einer FAQ. Antworten auf eine zentrale Frage hat die FAQ jedoch nicht: Ob nach dem 14. April auch öffentliche Images gelöscht werden, die im Rahmen eines Free-Teams-Pakets erstellt wurden, verrät das Dokument nicht.

Open-Source-Projekte sollen sich für das "Docker-Sponsored Open Source Program" (DSOS) bewerben – auch dann, wenn sie in der Vergangenheit schon eine Ablehnung erhalten haben. Wen Docker Inc. in das Programm aufnimmt, bekommt die Vorteile des Teams-Pakets kostenlos. Das Unternehmen verspricht, die Anträge zügig zu bearbeiten und gibt an, neue Mitarbeiter dafür eingestellt zu haben. Ein eingereichter Antrag für DSOS soll aufschiebenden Charakter haben.

Kleinen Unternehmen, die nebenbei ein Open-Source-Projekt betreiben, hilft das DSOS hingegen nicht weiter. Sie wären gezwungen, einen Teams-Account zu buchen. Die DSOS-Bedingungen sagen klar, dass das Projekt keinen Weg Richtung Kommerzialisierung einschlagen darf. Eine Formulierung, die Docker Inc. reichlich Kritik aus der Open-Source-Gemeinschaft eingebracht hat, schließlich startete auch Docker mal als Open-Source-Projekt, das schrittweise kommerzieller wurde. Der Frust von Entwicklern entlädt sich jetzt in einem GitHub-Issue. Diskussionsteilnehmer kritisieren etwa die intransparente und überhastet wirkende Kommunikation und die 30-Tage-Fristsetzung.

Wer sich mit seiner Organisation dafür entscheidet, den Docker Hub zu verlassen, muss immerhin nicht fürchten, dass der eigene Organisationsname wieder freigegeben wird. Die FAQ sagt klar, dass Namen nicht neu vergeben werden – das wäre auch aus Sicherheitsperspektive ein ernsthaftes Problem, weil Fremde ein Projekt so kapern und Schadcode ausliefern könnten.

Docker Inc. verbaut einen anderen Lösungsweg: Eine Organisation kann man nicht zu einem Einzelaccount umwandeln – das wäre eine einfache Abkürzung für Open-Source-Projekte, um weiter im Docker Hub veröffentlichen zu können, schließlich sind öffentliche Abbilder von Einzelaccounts weiter kostenlos.

Mit dem Schritt dürfte langfristig auch die Bedeutung des Docker Hubs als Anlaufstelle für Container-Images schwinden. Der technische Aufbau der Registry entspricht ohnehin dem Standard der Open Container Initiative (OCI) und andere Registries funktionieren ebenfalls im Zusammenspiel mit Docker, Podman und Kubernetes. Alternativen finden Entwickler unter anderem bei GitHub, GitLab, Google oder Quay.io.

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(jam)