Amazon gibt elektronische Orwell-Romane zurück

Der Online-Shop macht die zuvor gelöschten Kindle-Bücher "Animal Farm" und "1984" wieder zugänglich. Kunden erhalten auch ihre gelöschten Anmerkungen zurück.

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Nachdem sich die Löschung zweier elektronischer Orwell-Bücher für den Kindle E-Book-Reader zu einem PR-GAU für den Online-Händler Amazon entwickelt hatte, und US-Amazon-Chef Jeffrey Bezos sich in Schadensbegrenzung übte, hat der Online-Händler die E-Book-Romane "1984" und "Animal Farm" nun wieder in sein Angebot aufgenommen. In einer am Donnerstag verschickten E-Mail bietet Amazon Käufern der Romane kostenlosen Ersatz an, sodass auch ihre Aufzeichnungen und Anmerkungen wieder sichtbar würden.

Anfang Juli hatten zwei Amerikaner Amazon wegen der Löschung der Bücher verklagt, weil dadurch auch ihre elektronischen Notizen zu den Orwell-Romanen nutzlos wurden. Kunden, die den Roman nicht wieder auf ihren Kindle-Reader laden wollen, bekommen alternativ einen Gutschein über 30 US-Dollar, oder sie können sich den Betrag auszahlen lassen. "Die Löschung war dumm, gedankenlos und schmerzlich außerhalb unserer Prinzipien," entschuldigte sich Bezos nochmals bei den Kunden.

Für Kritiker ist der Fall Amazon nur ein Beweis für die allgemeinen Gefahren des elektronischen Buchvertriebs. Das digitale Rechtemanagement ermöglicht es dem Händler, bereits verkaufte Bücher nachträglich ganz oder in Teilen zu löschen oder zu verändern. Dies könnte zukunftig dazu führen, dass einzelne Personen oder Institutionen die Löschung oder Änderung kritischer Passagen verlangen und Online-Händler mit Klagewellen überziehen, erklärte Harvard-Professor Jonathan Zittrain gegenüber der New York Times. Der E-Book-Vertrieb ermögliche neue Dimensionen der Zensur und politischen Kontrolle, sagte Zittrain. Amazon hatte die Orwell-Romane damals gelöscht, weil sich nachträglich herausstellte, dass der Verlag nicht die zum Vertrieb nötigen Rechte besaß. (hag)