Baidu stellt KI-Chatbot Ernie vor: Mit enttäuschendem Ergebnis

Auch in China wird an KI gearbeitet. Baidu hat sein Sprachmodell Ernie freigegeben. Aber nur, "weil der Markt es so will".

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(Bild: testing/Shutterstock.com)

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Auch das chinesische Google-Pendant Baidu hat nun einen Chatbot vorgestellt. Er heißt Ernie (Enhanced Representation through Knowledge Integration) – beziehungsweise Ernie Bot. Nur Ernie heißt nämlich eigentlich das dahinter stehende Sprachmodell, das eher mit Googles BERT zu vergleichen ist. BERT (Bidirectional Encoder Representations from Transformers) wiederum ist die Basis von Bard, dem von Google angekündigten Chatbot, der als Konkurrenz zu ChatGPT oder gleich Microsofts neuem Bing, in dem GPT-4 steckt, gesehen werden kann.

Während Microsoft dank seiner KI-Anwendungen eher auf dem aufsteigenden Ast ist, fiel nun auch bei Baidu der Aktienwert ab. Zuvor hatte Google einen Absturz an der Börse verkraften müssen, als ein Fehler von Bard in der Vorstellung bekannt wurde.

Baidu-Chef Robin Li machte während der Präsentation denn auch wenig Hehl daraus, dass es einen Hype um Sprachmodelle gibt, dem man hinterherhechelt: "Wir können nicht behaupten, dass es perfekt ist", soll er laut Reuters gesagt haben. "Warum also stellen wir es heute vor? Weil der Markt es verlangt." In kurzen Werbevideos sind Ernies Fähigkeiten gezeigt worden. Der Chatbot beantwortet darin etwa Fragen zu einem chinesischen Science-Fiction-Roman, berechnet mathematische Formeln – wobei ein Sprachmodell nicht tatsächlich rechnet – und generiert Bilder sowie Videos.

Erste Nutzerinnen und Nutzer sollen in China bereits Zugriff auf Ernie haben und den Chatbot testen können. Unternehmen bekommen die Möglichkeit, Ernie in die eigenen Dienste zu integrieren – sofern sie in der Baidu-Cloud laufen. 650 Anfragen gebe es bereits. Zudem soll freilich die Suchmaschine, Baidus ursprüngliches Kerngeschäft, mit KI ausgestattet werden. Dazu gab es bereits vor einigen Wochen eine Ankündigung, als auch Microsoft und Google erklärten, ihre Suchen auf ein neues Level heben zu wollen. Die Baidu-Veranstaltung soll nicht live gewesen und von einem Menschen ins Englische übersetzt worden sein – zumindest letzteres spricht gegen die Fähigkeiten der KI, wenn diese nicht mal live übersetzen kann. Derartige Funktionen gibt es schon länger, beispielsweise in Teams.

Die Konkurrenz ist allerdings insgesamt einen Schritt weiter. Sowohl Microsoft als auch Google statten ihre Arbeitsumgebungen mit Künstlicher Intelligenz aus. Google Workspace bekommt KI-Hilfen für Docs, Slides und Gmail. Bei Microsoft nennt sich diese Form von Assistenz Copilot. Er soll in Anwendungen wie Word, Excel oder Teams Aufgaben übernehmen, beispielsweise automatisiert aus Word-Dokumenten PowerPoint-Folien erstellen.

(emw)