Kabel Deutschland will künftig CI-Plus-Empfangsgeräte zulassen

Deutschlands größter Kabelnetzprovider will ab kommenden Jahr allen Besitzern von Fernsehern und Receivern mit Kabeltuner und CI-Plus-Slot ermöglichen, ein Digital-TV-Abo abzuschließen.

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Von
  • Nico Jurran

Deutschlands größter Kabelnetzprovider Kabel Deutschland (KDG) will ab dem kommenden Jahr Fernseher und Stand-alone-Receiver mit dem Zugangssystem CI-Plus als offizielle Empfangsgeräte für sein Digital-TV-Angebot akzeptieren. Dies teilte KDG-Technikchef Wolfgang Zeller laut einem Bericht von Broadband TV News jetzt auf der Fachmesse IBC in Amsterdam mit.

Mit diesem Schritt wären beispielsweise Besitzer aktueller Fernseher mit eingebautem Kabeltuner (DVB-C) und CI-Plus-Slot in der Lage, bei KDG ein Digital-TV-Abo abzuschließen; bislang mussten sie laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von KDG beim Vertragsschluss den Besitz eines zertifizierten Receivers nachweisen. Als Notlösung hatten sich Anwender bisher so genannte Alibi-Receiver mit Zertifizierung angeschafft und die Abokarte (Smartcard) mittels eines Alphacrypt-CAMs (Conditional Access Module) in Fernsehgeräten und Receiver mit Common Interface (CI) eingesetzt – was in jüngerer Vergangenheit aber dadurch erschwert wurde, dass dem Alphacrypt-Hersteller Mascom die Unterstützung bestimmter KDG-Karten gerichtlich verboten wurde.

Zeller äußerte sich im Rahmen einer IBC-Veranstaltung des Unternehmens NDS, dessen Verschlüsselungssystem "Videoguard" nach bisherigen Angaben eigentlich nur zur Verschlüsselung kommender KDG-Angebote eingesetzt werden sollte. Momentan wird das DVB-C-Angebot von Kabel Deutschland mit Nagravision verschlüsselt – weshalb man eigentlich hätte erwarten können, dass das für den Einsatz von CI-Plus-Empfängern nötige CAM von der Kudelski-Tochter SmarDTV stammen würde. Offenbar soll aber NDS das offizielle CI-Plus-CAM für Kabel Deutschland herstellen – womit sich die Frage stellt, ob KDGs Digital-TV-Angebot künftig parallel in Videoguard verschlüsselt wird.

Sicher scheint, dass sich die Entscheidung für CI-Plus nicht auf das über das KDG-Netz verbreitete Angebot von Sky (vormals Premiere) auswirken wird. Sprecher von Sky hatten in der Vergangenheit gegenüber heise online klargestellt, dass das Unternehmen CI-Plus in der aktuellen Form nicht für ausreichend erachte. Ein Hauptkritikpunkt bezog sich darauf, dass bei CI-Plus-Empfängern nicht sichergestellt sei, dass der Anwender über die "Option"-Taste die Unterkanäle von Multifeed-Ausstrahlungen (beispielsweise beim Sportportal) erreichen kann. Keine Auswirkungen hätte die Zulassung von CI-Plus-Empfängern als offizielle Empfangsgeräte auch für Besitzer von Receivern mit Common Interface nach dem "alten" DVB-Standard. Diese Modelle würden von KDG weiterhin nicht akzeptiert werden, ein "CI-Plus-Update" ist bei diesen Geräten ausgeschlossen. Für den Einsatz solcher CI-Receiver würde also weiterhin ein Alphacrypt-CAM benötigt. Da aber vor allem immer mehr Fernseher mit integriertem DVB-C-Receiver und CI-Plus-Slot auf den Markt kommen, dürfte KDGs Entscheidung das Geschäft von Mascom aber künftig durchaus spürbar negativ beeinflussen.

Der niederländische Kabelnetzprovider Ziggo hatte sich bereits im März entschlossen, DVB-Empfänger mit Common Interface nach dem damals neuen Standard CI-Plus zu akzeptieren. Einen Monat später kündigte auch der französische Pay-TV-Sender Canal+ seine Unterstützung für CI-Plus an. Die deutschen Kabelnetzprovider äußerten sich bislang lediglich dahingehend, dass sie an dem Zugangssystem interessiert seien und die damit verbundenen Kopier- und Jugendschutzmechanismen prüften. Bei CI-Plus wird eine kopiergesicherte Verbindung zwischen dem CI-Plus-CAM und dem CI-Plus-Gerät (Fernseher, Receiver) aufgebaut. Zudem hält sich der Standard strikt an Jugendschutzvorschriften, weshalb bei jeder nicht-jugendfreien Sendung eine PIN eingegeben werden muss.

In die Kritik war das Zugangssystem vor allem dadurch geraten, dass es die Steuerung von CI-Plus-Recordern (Receivern mit Aufnahmemöglichkeit) erlaubt. So könnten Sender über Flags im TV-Datenstrom beispielsweise bestimmen, welche Aufnahmen aufgezeichnet werden dürfen und welche nicht. Ebenso ließe sich festlegen, wie lange sich ein Mitschnitt anschauen lässt. CI-Plus war in der jüngeren Vergangenheit zudem häufig in einem Atemzug mit dem kommenden kostenpflichtigen HDTV-Angebot HD+ des Satellitenbetreibers Astra genannt worden. Tatsächlich soll es nach Darstellungen von Astra CI-Plus-CAMs für Fernseher mit integriertem Sat-TV-Receiver (DVB-S2) und CI-Plus-Slot geben – die bislang allerdings eher selten anzutreffen sind. Die an HD+ beteiligten Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 wollen jedoch nach aktuellem Stand keine Aufnahmen auf CI-Plus-Recordern zulassen, da der CI-Plus-Standard (bislang) keine Möglichkeit bietet, um den Anwender bei der Wiedergabe von Mitschnitten davon abzuhalten, über Werbung hinwegzuspulen. RTL hält eine entsprechende Erweiterung der CI-Plus-Spezikation nach eigenen Aussagen für "wünschenswert". (nij)