Apple Bavaria, Samsung-ARM und Tesla-Chips

Tesla will SiC-Chips sparen, was die Aktienkurse der Zulieferer drückt. Samsung plant wohl wieder eigene ARM-Kerne und Apple investiert Milliarden in München.

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Wenige Sätze können Hunderte Millionen Euro an Börsenwert pulverisieren. Diese Erfahrung machten kürzlich die aufstrebenden Hersteller von Leistungshalbleitern aus Siliziumkarbid (Silicon Carbide, SiC). Denn zu den großen Abnehmern solcher SiC-Transistoren gehört Tesla. Und um Kosten zu senken, will Tesla in der nächsten E-Auto-Generation den Bedarf an SiC-Chips um 75 Prozent reduzieren. Am Tag, nachdem Tesla-Manager Colin Campbell dieses Vorhaben auf dem Investor Day 2023 verkündet hatte, sackten die Aktien von Wolfspeed, Infineon und STMicroelectronics deutlich ab. Alle drei Firmen investieren derzeit Milliardensummen in den Aufbau von SiC-Fertigungskapazität. Wolfspeed will dazu im Saarland ein neues Werk bauen, STMicro in Italien und Infineon in Malaysia.

München ganz in (Apple-)Weiß statt weißblau: Der US-Konzern investiert zwei Milliarden Euro in der bayrischen Metropole.

(Bild: Apple)

Doch auch wenn Tesla pro Fahrzeug weniger der hocheffizienten SiC-Bauelemente kauft, dürfte der Bedarf durch E-Autos, E-Bikes, Solarwechselrichter, Hochspannungswandler und Industriemotoren deutlich zunehmen. Branchenexperten schätzen, dass der SiC-Markt jährlich um 30 bis 40 Prozent wächst. Absolut betrachtet wird auch Tesla in Zukunft deutlich mehr SiC-Chips kaufen und wollte den Anlegern zeigen, dass dabei keine Engpässe drohen. Tesla hat die Vision, statt bisher 500.000 in Zukunft 20 Millionen E-Autos jährlich zu verkaufen. Und schon heute liefert Tesla laut Colin Campbell mehr Leistungselektronik aus als alle Firmen zusammen, die Anlagen für Solar- und Windstrom bauen. Tesla bestückt nämlich nicht nur seine Autos mit Akkuladetechnik und Umrichtern für die E-Motoren, sondern auch die eigenen Ladestationen, Solarbatterien für Privatleute (Powerwall) und große Stromnetzspeicher (Megapack). Wenn Tesla tatsächlich irgendwann 20 Millionen Autos pro Jahr produzieren wird, verschwinden darin nach eigener Schätzung etwa fünf Prozent aller weltweit produzierten Halbleiterbauelemente. Diesen Bedarf will Tesla mit langfristigen Lieferverträgen absichern. Und immer wieder betonte man auf dem Investorentag, dass die selbst entwickelten Halbleiter Kosten sparen. Denn zu aktuellen Tesla-Preisen lassen sich wohl kaum 20 Millionen Autos jährlich verkaufen, sie müssen deutlich billiger werden.

Samsung entwickelt schon seit Jahren hauseigene Smartphone-Prozessoren der Baureihe Exynos. Dafür hatte Samsung zwischen 2015 und 2021 auch eigene ARM-Rechenkerne wie M1, M2 und so weiter entworfen, die unter dem Codenamen Mongoose liefen. Die waren aber nicht nur deutlich langsamer als die starken ARM-Kerne von Apple, sondern auch schwächer als jene von Qualcomm beziehungsweise von ARM selbst (Cortex-A). Nun wird jedoch spekuliert, Samsung wage einen neuen Anlauf für proprietäre ARM-Kerne, und zwar unter der Leitung eines ehemaligen AMD-Managers. Damit will man sich möglicherweise auch von Qualcomm absetzen, wo am Horizont allmählich der "Oryon" der zugekauften Nuvia-Mannschaft auftaucht. Samsung muss dann allerdings mehrere Schippen drauflegen, denn nicht nur die Mongoose-Kerne blieben hinter den Erwartungen zurück, sondern auch die von AMD zugekaufte Technik für die "Xclipse"-GPU im Exynos 2200.

Von Qualcomm ist zu hören, dass ein besonders starker Snapdragon 8 Gen 3 schon im Spätherbst kommen könnte – zwar nicht mit Oryon-Kern, aber mit einem ARM Cortex-X4, der mit 3,7 GHz höher taktet als Apples dann erwarteter A17. Der Witz an den Apple-eigenen ARM-Kernen ist jedoch gerade, dass sie schon bei niedrigen Frequenzen stark sind und daraus ihre hohe Energieeffizienz schöpfen.

Apropos Apple: Die Kalifornier pumpen Geld nach Deutschland, genauer nach Bayern. Statt wie 2021 angekündigt eine Milliarde Euro will man nun das Doppelte in den Standort München investieren, der nördlich vom Hauptbahnhof an Karls- und Seidlstraße ausgebaut wird. Rund 2000 Mitarbeiter sollen dort künftig arbeiten, wenige Gehminuten von der TU München entfernt. Noch näher liegt allerdings die Spaten-Brauerei.

Intel liefert weiter ermutigende Prognosen, um über die aktuell schlechten Zahlen hinwegzutrösten. Demnach geht es mit den kommenden Fertigungsverfahren 20A und 18A ebenso gut voran wie mit dem Aufbau des stark verspäteten 2-Exaflops-Supercomputers Aurora. Der wird bekanntlich mit Data-Center-GPU-Max-Rechenbeschleunigern der Generation "Ponte Vecchio" bestückt, auf die eigentlich im kommenden Jahr "Rialto Bridge" folgen sollte. Der Bau der venezianischen Brücke wurde abgesagt, stattdessen vertröstet Intel auf den stärkeren "Falcon Shores", der 2025 kommen soll.

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(ciw)