Der PC als bester Freund

Christa Merfert-Diete, Sprecherin der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren, rät Eltern, sie sollten ihren Kindern die Zeit vor dem PC begrenzen.

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Von
  • dpa

Eltern sollten darauf achten, dass der Computer bei ihren Kindern nicht zum Ersatz für Freunde oder Hobbys wird. Kinder müssten lernen, verschiedene Tätigkeiten und Bedürfnisse in der Balance zu halten, erläuterte Christa Merfert-Diete, Sprecherin der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) in Hamm. "Zur Entwicklung der Persönlichkeit gehört nicht nur Mediennutzung, sondern auch Musik machen, Sport machen oder Freunde treffen."

Merfert-Diete erklärte vor dem Hintergrund neuer Schätzungen, denen zufolge eine Million Deutsche internetsüchtig sind, es gebe derzeit weder für Erwachsene noch für Kinder klare Kriterien, wann von einer regelrechten Computer- oder Internetsucht gesprochen werden könne. Ein Alarmzeichen sei aber, wenn ein Kind so viel Zeit am Computer verbringt, dass es übermüdet in die Schule geht, die Hausaufgaben schlampig erledigt, kaum noch Freunde trifft oder nur solche, die selbst vor allem vor dem PC sitzen wollen.

Gefährdet seien vor allem Kinder und Jugendliche, die anderen Menschen gegenüber eher zurückhaltend seien und denen es schwer falle, neue Lebensbereiche zu erobern. Dies aber sei gerade in der Pubertät besonders wichtig. "Das ist die Zeit, in der sie auf Neues zugehen". Sich ganz auf eine einzelne Freizeitbeschäftigung zu konzentrieren, sei in diesem Alter nicht wünschenswert. "Das kann ein 50-Jähriger tun, aber nicht ein 15-Jähriger."

Laut Merfert-Diete glauben jedoch immer noch viele Eltern, die PC-Begeisterung ihrer Kinder sei grundsätzlich zu begrüßen, weil es ihre technische Kompetenz steigere und ihnen Vorteile im späteren Berufsleben verschaffe. "Aber die Voraussetzung beispielsweise für Pünktlichkeit ist, dass man eine Sache auch beenden kann -- viele sitzen so lange vor dem Gerät, bis sie vom Stuhl fallen." Auch sei es in der Konsumgesellschaft wichtig, dass ein Kind lerne, Bedürfnisse auch einmal aufzuschieben.

Für die Computernutzung sollten Eltern und Kinder deshalb -- möglichst gemeinsam -- eine zeitliche Grenze festlegen. Als Faustregel kann der Suchtexpertin zufolge vereinbart werden, dass die Zeit am PC nicht länger sein darf als die Zeit für Bewegungsaktivitäten. Wenn Eltern spüren, dass ihr Kind sich innerlich schon sehr weit von ihnen entfernt hat und gemeinsame Lösungen kaum noch möglich erscheinen, sollten sie Hilfe in einer Erziehungsberatungsstelle suchen. (dpa) / (anw)