Lust auf Reparatur – aber die Kosten müssen passen

Die EU-Kommission will am heutigen Mittwoch einen Gesetzentwurf für ein Recht auf Reparatur vorlegen, der Bitkom plädiert für Nachlässe bei der Mehrwertsteuer.

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(Bild: Estrada Anton/Shutterstock.com)

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Einer Umfrage des Branchenverband Bitkom zufolge wünschen sich 69 Prozent der Menschen eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturarbeiten für IT-Geräte, da diese häufig als zu teuer eingeschätzt werden. Dementsprechend plädiert der Bitkom auch in Hinblick auf ein "Recht auf Reparatur"-Gesetz auf EU-Ebene für eine solche Förderung.

Mit Defekten konfrontiert werden Verbraucherinnen und Verbraucher laut Bitkom sehr häufig. 89 Prozent der Befragten haben schon einmal einen Defekt an ihrem Smartphone oder Handy festgestellt.

Wie der Verband berichtet, setzen etwas mehr als die Hälfte der betroffenen Nutzerinnen und Nutzer (52 Prozent) bisher auf eine Reparatur. Dafür werden verschiedene Möglichkeiten genutzt. Ein Viertel der Befragten (24 Prozent) hat einen Schaden schon einmal durch den Hersteller reparieren lassen. 19 Prozent haben die Reparatur-Dienste des Händlers in Anspruch genommen und 9 Prozent waren in einer spezialisierten Werkstatt. 10 Prozent haben auch schon einmal einen Schaden selbst repariert.

Diejenigen, die sich schon einmal gegen eine Reparatur entschieden haben, gaben in der Mehrzahl (73 Prozent) an, dass ihnen die Kosten zu hoch waren. 53 Prozent verwiesen darauf, dass sie ohnehin ein neues Gerät haben wollten und 44 Prozent der Befragten haben eine Reparatur als zu kompliziert empfunden. Für nur 31 Prozent hätte eine Reparatur zu viel Zeit in Anspruch genommen, bei 23 Prozent soll nichts mehr zu retten gewesen sein – der Schaden war nicht reparierbar.

Bei den Schäden dominieren die Displayschäden – 73 Prozent der Befragten, die schon einmal einen Schaden an ihrem Gerät hatten, waren davon betroffen. Danach folgen ein beschädigtes Gehäuse mit 56 Prozent und ein Akkuschaden mit 37 Prozent. Lautsprecher und Mikrofon waren jeweils zu knapp 25 Prozent defekt. Bei 10 Prozent der Betroffenen war ein Wasserschaden die Ursache, 10 Prozent kämpften mit einer kaputten Ladebuchse.

"Wer ein defektes Smartphone oder ein anderes defektes IT-Gerät reparieren lässt, statt es wegzuwerfen, sorgt für weniger Elektroschrott und schont Ressourcen und Umwelt“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder auch hinsichtlich des Gesetzentwurfs für ein "Recht auf Reparatur", der am heutigen Mittwoch von der EU-Kommission vorgelegt werden soll. "Wer Reparaturen von Geräten fördern will, muss die richtigen Anreize setzen. Eine Mehrwertsteuersenkung auf Ersatzteile und Reparaturdienstleistungen für IT-Hardware wie Smartphones und Laptops ist ein solcher Anreiz, der direkt und unmittelbar wirkt", so Rohleder. Reparaturen könnten eines von vielen Instrumenten einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie der EU darstellen.

Eine Förderung will der Bitkom aber auch bei der Nutzung wiederaufbereiteter Geräte sehen – also von Refurbished-IT. "Wir müssen in Deutschland und Europa weniger Müll und Elektroschrott erzeugen – so viel ist sicher. Für elektronische und digitale Geräte wie Tablets, Smartphones oder Laptops gilt: Je länger diese Produkte genutzt werden, desto nachhaltiger sind sie in der Regel". Schützen ließen sich Geräte auch durch gute Hüllen und Displayfolien.

Die Umfrage wurde im Auftrag des Digitalverband Bitkom durch Bitkom Research durchgeführt. Dabei wurden 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren telefonisch befragt, darunter 854 Nutzerinnen und Nutzer eines Smartphones oder Handys. Die Gesamtumfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: "Hatten Sie jemals einen Defekt an einem Handy bzw. Smartphone?", "Welche der folgenden Defekte sind bei einem Handy bzw. Smartphone von Ihnen schon einmal aufgetreten?", "Und wie sind Sie mit dem Schaden verfahren?", "Warum haben Sie den Schaden nicht repariert bzw. nicht reparieren lassen?", "Welche Maßnahmen um die Langlebigkeit von IT-Geräten wie Smartphones oder Laptops zu steigern halten Sie für sinnvoll?"

(kbe)