ProSiebenSat.1 will gemeinsame Streaming-Plattform mit Öffentlich-Rechtlichen

Gemeinsam gegen die "Flut der Desinformationen" sollen die deutschen TV-Sender ankämpfen, sagt Bert Habets. Er lädt ARD & ZDF zur Streaming-Kooperation ein.

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Zwei alte Fernseher

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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ProSiebenSat.1-Vorstandschef Bert Habets schlägt ein gemeinsames Streaming-Netzwerk für Inhalte deutscher öffentlich-rechtlicher wie privater Sender vor. Dies sei keine leichte Aufgabe, da es um Streamingmarkt schon reichlich Konkurrenz gäbe. Es gehe nicht um den Wettbewerb zwischen privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk, sondern um den gemeinsamen Wettbewerb gegen die "Flut der Desinformationen". "Zusammen können wir einen verlässlichen Gegenpol bilden", sagte der Manager, "Und zusammen können wir für Vielfalt und Qualität stehen."

Die Herausforderung sei zugleich eine Chance für ProSiebenSat.1 wie für die gesamte Medienbranche, sagte Habets am Mittwoch bei einem Symposium der Medienanstalten in Berlin. Der Grundstein für ein zentrales Digitalangebot sei mit der vollständigen Übernahme der Plattform Joyn durch ProSiebenSat1 gelegt: "Jetzt haben wir die Entwicklung eines Streamingdienstes ‘Made in Germany‘ selbst in der Hand. Wir positionieren Joyn als einen frei zugänglichen Streaminganbieter für die gesamte Familie", sagte der seit November amtierende Konzernchef, "Eben nicht hinter einer Bezahlschranke."

Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke hat erst vor wenigen Tagen angekündigt, dass die ARD in den kommenden Jahren mehrere hundert Millionen Euro in die Entwicklung von Technik investieren werde, um den großen Streaming-Plattformen Paroli bieten zu können. Gniffke hofft, dass ARD und ZDF bei Streaming gemeinsame Sache machen. Das könne dann der Nukleus sein für "etwas noch viel Größeres", sagte Gniffke, "Ein Marktplatz für alle deutschen Medien. Dabei geht es darum, eine Medieninfrastruktur zu schaffen, die die Chance hat, die Macht der Social Networks und der großen Plattformbetreiber zu brechen."

Damit scheinen Gniffke und Habets beim Grundgedanken eines gemeinsamen Streaming-Angebots des öffentlichen-rechtlichen und des privaten Rundfunks in Deutschland nicht weit auseinanderzuliegen. Allerdings möchte jeder der beiden Männer, dass das technisch über jeweils seine eigene Plattform läuft. Während Habets sich bereits ein System dafür gekauft hat, ist Gniffke bereit, "enorm viel Geld" auszugeben.

(ds)