Langer Marsch von PHS nach China erfolgreich

PHS-Standard könnte das Aus für GSM-Passivgebühren in China bedeuten.

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Die chinesische Regierung hat den Widerstand gegen den Mobilfunkstandard PHS (Personal Handyphone System) aufgegeben und erlaubt nun auch die Etablierung von PHS-Netzen in den großen Städten Peking und Shanghai. Am Rande des derzeit stattfindenden zehnten Nationalen Volkskongresses hatte der zuständige Minister bekannt gegeben, dass die Regierung den Ausbau des "xiaolingtong" ("Cleverchen") genannten Netzes nicht fördern, aber den Marsch auf die großen Städte nicht mehr verbieten werde. In der Folge fiel der Aktienkurs des konkurrierenden GSM-Netzbetreibers China Mobile auf den niedrigsten Stand seit April 1999.

PHS-Netze können deutlich günstiger errichtet und betrieben werden als GSM-Netze. Entsprechend betragen die Tarife in China nur einen Bruchteil der GSM-Tarife. Nicht nur sind Endgeräte, Grundgebühren, Minuten- und SMS-Tarife preiswerter, sondern auch Gespräche bei "Cleverchen" für den angerufenen Teilnehmer kostenlos. Die chinesischen GSM-Netze hingegen verrechnen Passivgebühren. In einem Vorort von Peking nutzen bereits die ersten 100 Kunden das Cleverchen-Netz von China Telecom und China Netcom, zehn weitere Vororte sollen in nächster Zeit erschlossen werden. Obwohl derzeit keine Pläne für einen Ausbau im Zentrum der Hauptstadt bestehen, erwarten Analysten eine baldiges Aus für GSM-Passivgebühren als Reaktion auf die verstärkte Konkurrenz.

Bislang war xiaolingtong nur in den kleineren und mittleren Städten Chinas genehmigt worden, konnte dort aber bereits rund zwölf Millionen Kunden gewinnen. Neben China ist PHS auch in Japan sehr populär und außer in Europa bereits auf allen Kontinenten vertreten. Technisch ähnelt PHS in etlichen Punkten dem vor allem in Europa und den USA für Schnurlostelefone genutzten DECT-Standard und ermöglicht Datenübertragung bis 128 kbit/s. Der Nachfolgestandard Advanced PHS soll 1 Mbit erreichen. Attraktiv erscheint PHS auch deshalb, weil es hohe Bereitschaftszeiten von mehreren hundert Stunden mit sehr niedrigem Handy-Gewicht kombiniert (rund 70 Gramm). An die Grenzen des PHS-Verfahrens stoßen jedoch Anwender mit GSM-Ansprüchen -- wer sich von Zelle zu Zelle bewegt und dabei die "Höchstgeschwindigkeit" von 40 Stundenkilometern überschreitet, muss Gesprächsabbrüche in Kauf nehmen. Auch Roaming zwischen verschiedenen Städten wurde im Cleverchen-Netz bislang nicht implementiert. Dennoch dürfte der Wettbewerb am chinesischen Mobilfunkmarkt nun deutliche Belebung erfahren. (Daniel A. J. Sokolov)/ (tol)