Embedded Journalism -- neue Form der Kriegsberichterstattung

Zahlreiche Journalisten wurden vom US-Militär in die Truppe "eingebettet" und haben nun direkten Zugang zu den Kriegsschauplätzen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Seit Jahren verlangen Journalisten vom US-Militär direkten Zugang zu Kriegsschauplätzen. Den haben sie jetzt bekommen, mit all den Strapazen und Gefahren, die dazugehören. In einer Kehrtwende seiner Informationspolitik hat das Pentagon im Irak-Krieg mehr als 600 Journalisten, die meisten aus den Vereinigten Staaten, eingeladen, sich mit US-amerikanischen und britischen Truppen "einbetten" zu lassen -- auf Flugzeugträgern, Luftwaffenstützpunkten und in der Wüste. Per Satellit liefern sie jetzt Bilder und Berichte, zum Teil von vorderster Front.

"Wir wollen über den Krieg aus nächster Nähe berichten", sagt Martin Savidge vom Cable News Network (CNN) bevor er vergangene Woche mit anderen Journalisten in einen Bus stieg und in die nordkuwaitische Wüste fuhr. Am Samstagmorgen konnten Millionen Zuschauer weltweit live mitverfolgen, wie er mit einer Einheit der US-Marine-Infanterie in einem Dorf nahe der südirakischen Stadt Basra unter Beschuss von Raketenwerfern geriet, während ihm eine besorgte Kollegin aus dem CNN-Hauptquartier in Atlanta den Rat gab, schnell seinen Helm aufzusetzen.

Dass "embedding" (einbetten) nicht nur heikel ist, sondern auch alles andere als bequem, berichten die Reporter, Fotografen und Kameraleute aus der Wüste schon länger über ihre Satellitentelefone. Mindestens eine Woche lebten die meisten, genau wie die Soldaten, über die sie berichten, in isolierten Militärlagern im Norden Kuwaits. Das bedeutete Hitze und Staub, auf dem Boden schlafen, Feldrationen essen und sich mit begrenzten Wasserrationen begnügen. Duschen war nur einmal pro Woche erlaubt.

"Der Gestank ist schlimm", berichtete ein Fotograf aus einem 70-Mann-Zelt im Camp Coyote. "Der Mief ist schon fast wie eine Bio-Waffe", fügte er mit Galgenhumor hinzu. Eigentlich war aber weder den Soldaten noch den Journalisten zum Scherzen zumute, während sie sich auf den Ernstfall vorbereiteten. Immer wieder mussten sie gemeinsam üben, sich schnell Gasmasken und ABC-Schutzanzüge überzuziehen, für den Fall, dass irakische Truppen im Gefecht tatsächlich Massenvernichtungswaffen einsetzen sollten.

Weil Militär und Medien beim "embedding" praktisch in einem Boot sitzen, befürchten Kritiker, dass die objektive Berichterstattung leiden wird. Den Militärjargon hätten sich manche Reporter schnell angeeignet, bemerkte Craig Copetas, ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die meisten Teilnehmer betonen allerdings, dass sie sich zur Wahrung einer kritischen Distanz durchaus verpflichtet fühlten.

Zensur soll es nicht geben, verspricht das US-Militär, jedenfalls nicht um den Krieg schön zu reden. Allerdings mussten sich alle "embeds" verpflichten, bestimmte Informationen vorerst für sich zu behalten, zum Beispiel Truppenstärken und -Positionen. Auch Bilder, mit denen sich tote amerikanische Soldaten und Kriegsgefangene identifizieren lassen, sind tabu. Besonders wichtig, so die Militärs, ist, dass Journalisten keine taktischen Details verbreiten. Denn das könne gefährlich werden, sowohl für die Soldaten als auch die Journalisten. (Frank Zeller, dpa)

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(pmz)