Das Orakel des Oracle-Chefs

Entgegen dem sonst allzeit demonstrativ vorgetragenen Optimismus der Hightech-Branche sagt Larry Ellison dem Silicon Valley eine recht dĂĽstere Zukunft voraus.

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Die Computerindustrie unterliegt ebenso den wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten wie andere Branchen, meint Larry Ellison. Auch die Hightech-Unternehmen seien nicht gefeit vor Alterungsprozessen oder vor den Effekten, die das Konzept der industriellen Revolution mit sich bringt, sagte der CEO von Oracle in einem Gespräch mit dem Wall Street Journal. Damit will Ellison offenbar mit dem Bild der immer wachsenden und in sich selbst reinvestierenden IT-Industrie aufräumen.

Was derzeit geschehe, sei "das Ende des Silicon Valley in der Form, in der wir es bislang kannten". Die kommende "große Sache" seien nicht Computer, sondern die Biotechnologie. Etwa 1000 IT-Firmen werden zugrunde gehen, prophezeit der Chef des zweitgrößten Software-Unternehmens. Die übrig gebliebenen seien gezwungen, ihre Produkte und Dienstleistungen zu vereinfachen sowie geschickter und innovativer zu operieren, um sie besser an die Kunden bringen zu können.

So seien Computer, die mit Linux laufen, kostengünstiger zu haben. Auch andere technische Entwicklungen würden die Preise für Hardware sinken lassen. Software werde zusehends im Ausland entwickelt, da es dort billigere Arbeitskräfte gebe. In der IT-Branche werde es eine Konzentration hin zu größeren Unternehmen mit breiteren Produktpaletten geben, meint Ellison.

Ein Konzern sticht für den Oracle-Chef aber aus der gesamten Entwicklung hervor: Microsoft. "Wie ist Bill Gates mit der Rezession umgegangen? Er hat die Preise erhöht! Warum habe ich nicht daran gedacht? Er ist ein Genie: Wenn wir unsere Preise erhöhen, hören die Leute auf, unsere Produkte zu kaufen." Seitdem Microsoft zum dominierenden Software-Unternehmen geworden sei, könne es tun, was es wolle, meint Ellison lakonisch. "Wir sind kein Monopolist", fügte er hinzu: denn dann hätte er mehr Zeit zum Segeln.

Aber auch andere IT-Firmen würden die Rezession erfolgreich überstehen. Als Beispiele nannte der Oracle-Chef Cisco Systems, IBM, Dell, Intel, SAP, Yahoo, eBay, Amazon und natürlich auch seine Firma. Verlierer seien ehemalige "Lieblinge" des Business wie Ariba und Commerce One oder Softwarehäuser wie BEA Systems und Siebel Systems. Tom Siebel, Gründer des gleichnamigen Unternehmens und früher Manager bei Oracle, verteidigt sich gleich: Ellison überinterpretiere die ökonomische Situation. Die gegenwärtige Rezession sei ein zyklisches Ereignis, das alle zehn Jahre eintritt. Die Wirtschaft werde sich wieder erholen. (anw)