(IPv6-)Wunder dauern etwas länger

Mit einem "Dreijahres-Aktionsplan" will eine neugegründete IPv6-Taskforce dem Umstieg zum neuen Internetprotokoll schneller auf die Sprünge helfen.

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  • Monika Ermert

Mit einem "Dreijahres-Aktionsplan" will eine neugegründete IPv6-Taskforce dem Umstieg zum neuen Internetprotokoll IPv6 schneller auf die Sprünge helfen. Das kündigten die Task-Force-Mitglieder DFN, Siemens, T-Systems IABG mbH, JOIN (Universität Münster), SpaceNet, AERAsec Network Services and Security GmbH, BRAINTEC Netzwerk-Consulting und NEC Europe am heutigen Donnerstag an.

Zwar liegt Europa bei der Zahl der zugeteilten Adressblöcke und der vorhandenen IPv6-fähigen Netzknoten international vorne. Dennoch ist der IPv6-Einsatz in der Praxis sehr begrenzt. Von den Taskforce-Gründungsmitgliedern bietet derzeit nur Space-Net IPv6-Adressen für Endkunden kommerziell an. Noch besteht angesichts vorhandener IPv4-Adressen beziehungsweise des Einsatzes von Network Adress Translation (NAT), die die Mehrfachnutzung von IP-Adressen ermöglicht, keine zwingende Notwendigkeit zum Umstieg. Beim Münchner Provider SpaceNet ist die Zahl der diesbezüglichen Kundenwünsche daher auch noch sehr überschaubar.

Dringenden Bedarf verspüren dagegen Provider in asiatischen Ländern, die bei der Allokation der Nummern schlechter dastehen, und Mobilfunkanbieter, die feste IP-Adressen für alle einzelnen Endgeräte haben wollen. Auch Wissenschaftler, die Adressen-fressende neue Geräte oder Dienste testen, beschaffen sich v6-Blöcke. "Es bietet sich künftig an, neue Systeme an Universitäten sofort mit IPv6 aufzusetzen", sagt Jürgen Rauschenbach vom DFN-Verein. Er schätzt, dass auch insgesamt IPv6 vor allem bei der Einrichtung neuer Netze Chancen hat. Auch wenn über Jahrzehnte beide Versionen nebeneinander bestehen -- statt vom Dreijahresplan sollte man wohl eher vom Zehnjahresplan sprechen --, langfristig gebe es keine Alternative zu den 128 Bit-Adressen, heißt es bei der Taskforce.

Als Hauptaufgabe betrachtet die Initiative vor allem, die Aufmerksamkeit für IPv6 zu "verstärken", Verbände zur Beschäftigung mit dem Thema "ermuntern" und Wirtschaft und Staat zum Umstieg zu "ermutigen". Kurz gesagt, man will.die Trommel für das neue Protokoll rühren. "Unser Ziel muss sein, die Leistungsfähigkeit der Deutschen Informationsgesellschaft nicht durch Fehler bei der Umsetzung und Verzögerungen bei der Einführung von IPv6 zu behindern", werben die Taskforce-Mitglieder unter Berufung auf EU-Kommissar Erkki Liikanen. Die EU-Kommission, mit eigener Taskforce, will den Umstieg ebenfalls fördern.

Bei der Gründungsversammlung Ende April in Berlin soll nun über die Details des Dreijahresplanes und bestehender Pilotprojekte diskutiert werden. Nur knapp eine Woche vor der deutschen Taskforce laden auch die Schweizer Kollegen zu einer Konferenz in den Technologiepark nach Zürich. Mitte Mai findet der Global IPv6 Summit in Madrid statt.

Für Grundlagen, Spezifikationen und weitere Berichte zu IPv6 siehe:

(Monika Ermert) / (jk)