Spammer wegen Raubkopien vor Gericht

Symantec möchte George A. Moore Jr., einem der bekanntesten Spammer in den USA, das Handwerk legen. Auch AOL ist hinter Moore her, der jüngst eine Klage wegen Veröffentlichung seiner persönlichen Daten im Web verlor.

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Von
  • Holger Bruns

Eigentlich würde George A. Moore Jr. aus Linthicum im amerikanischen Bundesstaat Maryland niemals über sich sagen, er sei ein Spammer, denn eigentlich verkauft er ja nur für Dritte deren Produkte -- die er freilich per Massen-E-Mail bewirbt. Jetzt geht es ihm an den Kragen. Der Softwarehersteller Symantec kaufte bei Moore einige Kopien seines Norton Anti-Virus-Pakets, das Moore zu Dumpingpreisen feilbietet. Symantec identifizierte diese Kopien als Fälschungen und wirft Moore konsequenterweise vor, er habe raubkopierte Software vertrieben, das Copyright verletzt, falsche Angaben in seinen Werbe-E-Mails gemacht, unlauteren Wettbewerb betrieben und gegen den Lanham Act verstoßen. Der Lanham Act regelt das amerikanische Markenrecht.

Der Fall des Spammers wird jetzt von der Rechtsabteilung von Symantec verfolgt und landete inzwischen vor dem Bezirksgericht des Central District of California. Rund 11.000 Beschwerden wegen der per Spam verbreiteten Werbung für Produkte von Symantec haben den Softwarehersteller aufmerksam gemacht und schließlich handeln lassen. "Wir hoffen," meint Joy Cartun, Justitiar von Symantec, "hier eine bedeutsame Quelle für Spam und gefälschte Produkte stoppen zu können." Symantec-Sprecher Chris Paden ist sich jedenfalls sicher, den Richtigen erwischt zu haben: "Wir kennen den Kerl", verriet er der Washington Post, "und wir wissen, was er tut." Moore selbst weist diese Vorwürfe zurück. Er habe nur offizielle Versionen der Software verkauft und sei nie von Symantec angesprochen worden. "Wenn ich etwas falsch machen würde, hätte ich davon gehört."

Nun hört er davon. "Oh, wie schön", freut sich unverhohlen Juha Saarinen auf der Mailingliste der Coalition Against Unsolicited Commercial Email (CAUCE), "Moore war arrogant genug, in Word geschriebenen HTML-Spam mit seinem Namen im Autoren-Tag zu versenden."

Der Spammer aus Maryland ist in der Szene kein Unbekannter. Auf dem Spammer-Index vom Register Of Known Spam Operations (ROKSO) des Spamhaus-Projektes erscheint sein Name sogar in Großbuchstaben -- zusätzlich zu seinem Pseudonym Dr. Fatburn. Moore gehört in den USA zu den führenden Spammern. Er betreibt eine Vertriebsfirma namens Maryland Internet Marketing und treibt das in seinen Kreisen übliche Versteckspiel mit seiner wahren Identität. So registriert er dreist seine Domain-Namen für die GAM Enterprises Incorporated, deren Name allerdings seit 1979 verfallen ist.

Das hat ihm nichts genützt. Francis Uy, Computertechniker an der Johns-Hopkins-Universität, verewigte George A. Moore Jr. alias Dr. Fatburn mit Foto und allerlei persönlichen Angaben auf einer Website. Francis Uy fordert seine Besucher dazu auf, Spammer nach den Anti-Spam-Gesetzen des US-Bundesstaates Maryland zu belangen. Moore bekam den Zorn der Internet-Gemeinde zu spüren. Drohanrufe auf dem Anrufbeantworter und die Zusendung unbestellter Produkte inklusive von etwa 200 Magazinen und Katalogen waren die Folge. Moore wehrte sich und verklagte Francis Uy wegen dieser Belästigungen. Allerdings erfolglos. Ein Bezirksgericht in Maryland urteilte, dass eine Internet-Site, die persönliche Informationen über einen vermeintlichen Lieferanten von Massen-E-Mails zur Verfügung stellt, keine Belästigung darstellt und nicht entfernt werden muss.

Mit dieser Bauchlandung vor Gericht sind für Dr. Fatburn die juristischen Folgen seiner Aktivitäten jedoch noch nicht beendet, obwohl er inzwischen seine Geschäfte immer besser tarnt, jetzt sogar mit falschen Telefonnummern für die Registierungseinträge seiner Domains. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass auch AOL hinter ihm her ist. Er ist einer von fünf Spammern, die über eine Milliarde Spam-E-Mails für Hypotheken, Penisverlängerungen und Pornos an Kunden des Onlinedienstes verschickt haben. Das Unternehmen spricht diesbezüglich inzwischen von einem Schaden in Höhe von 10 Millionen US-Dollar. (Holger Bruns) / (jk)