Opera, der Beinahe-Spion
Das Online-Magazin The Inquirer sorgte mit einer Meldung für Aufregung, der Web-Browser Opera spioniere seine Anwender aus. Bei näherem Hinsehen bleibt von der Anschuldigung allerdings wenig übrig.
Unter der marktschreierischen Überschrift "Opera is Spyware!?!" veröffentlichte das englischsprachige Online-Magazin The Inquirer am Montag einen Bericht über die norwegische Browser-Alternative Opera.
Der erste Anhaltspunkt für den Spionageverdacht war, dass die Banner der werbefinanzierten Gratisversion von Opera immer öfter lokale Angebote anzeigten. Der Autor des Inquirer-Artikels versuchte diesem Umstand mit diversen Systemwerkzeugen auf den Grund zu gehen und fand dabei zu seiner Überraschung unter anderem heraus, dass Opera eine PGP-DLL lädt. Der Inquirer-Artikel endete mit den dramatischen Worten: "Heute habe ich gelernt, wie man Verrat buchstabiert -- O.P.E.R.A.". Möglicherweise hätte der Autor lieber lernen sollen, wie man Paranoia schreibt.
Das Laden der PGP-DLL "pgpmn.dll" erklärt sich ganz einfach -- die Bibliothek ist Teil der mit PGP installierten Shell-Erweiterungen für Windows und wird geladen, wenn Opera in seinen Kontextmenüs auf Features des Betriebssystems zurückgreift.
Auch für das Mysterium, wie Opera lokalisierte Werbung einblendet, gibt es eine einfache Lösung: Um Banner zu laden, nimmt der Browser gezwungenermaßen Kontakt mit dem Ad-Server von Opera Software auf und übermittelt dabei seine IP-Adresse. Daraufhin schickt Opera -- wohlgemerkt kein Drittanbieter -- dem Browser Werbebotschaften, die auf die Region des Surfers zugeschnitten ist. Der Hersteller legt großen Wert darauf, dass Opera ansonsten keinerlei Benutzerdaten sammelt oder gar an Dritte weitergibt. Der Werbetreibende erhält nur anonymisierte Informationen wie die ID des Banners, das Datum (aber keine Uhrzeit) und wie oft das Banner gezeigt wurde. Wenn der Benutzer auf ein Banner klickt, meldet Opera auch dies -- aber nicht, wer geklickt hat.
Die registrierte Version des Browsers enthält keine Banner-Werbung und nimmt daher gar keinen selbstständigen Kontakt zu Operas Servern auf. Der Autor hat sich zwischenzeitlich in einem Online-Posting von seinem Artikel distanziert. Am Freitag veröffentlichte auch The Inquirer eine Meldung, in der sich das Online-Magazin für die "Ente" entschuldigt. (ghi)