UN: Kinderpornografie im Internet nimmt zu

Die UN-Sonderberichterstatterin für Kinderpornografie fordert unter anderem eine Liste mit kinderpornografischen Websites, die allen Staaten und Internetprovidern zur Blockierung zur Verfügung gestellt werden soll.

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Von
  • Florian Rötzer

Die Zahl von kinderpornografischen Seiten im Internet nimmt weltweit trotz aller Bemühungen von staatlicher oder privater Seite weiter zu. Das geht aus dem Bericht (PDF-Datei) der Sonderberichterstatterin für Kinderprostitution und -pornografie Najat M'jid Maalla hervor. Die Zahl der Bilder im Internet, die schwere Misshandlungen von Kindern zeigen, habe sich zwischen 2003 und 2007 vervierfacht. Jeden Tag würden 200 neue Bilder ins Internet hochgeladen. Nicht nur die Menge nehme zu, die Darstellungen seien auch schockierender, und die missbrauchten Kinder würden immer jünger.

Mit dem Internet stehe eine leicht zu bedienende Technik zur Verfügung, um Bilder zu verbreiten, sagte Maalla. Kinderpornografie sei mittlerweile ein "profitabler Geschäftszweig" mit einem wachsenden Milliardenmarkt, auf dem Umsätze zwischen 3 Milliarden und 20 Milliarden Dollar erzielt würden. Genaue Zahlen sind allerdings weder in dieser Hinsicht noch über andere Aspekte bekannt. Weit auseinander gehen denn auch die Schätzungen, wie viele Minderjährige Opfer der Kinderpornografie-Netzwerke geworden sind. Die Annahmen reichen von 10.000 bis 100.000.

Zu jedem Zeitpunkt seien im Internet etwa 750.000 Personen auf der Suche, um Kontakte mit Kindern zu knüpfen, sagte Maalla. Sie nutzten dazu vorwiegend Chat-Räume. Allerdings seien die meisten Personen, die kinderpornografische Bilder anfertigten, Bekannte der Kinder. In 37 Prozent der Fälle handelte es sich um ein Familienmitglied, 36 Prozent kommen aus dem Bekanntenkreis.

Die UN-Berichterstatterin warnt davor, dass die zunehmend interaktiven Möglichkeiten des Internets "neue Risiken für Kinder und Jugendliche" mit sich brächten. So habe das technische Zusammenwachsen von Handys und Internet erhebliche Folgen für die Sicherheit. Wichtig seien Hotlines oder virtuelle Warnknöpfe, um Vorfälle zu melden, aber auch Filter oder die Mitarbeit von Internetprovidern, Banken und Kreditkartenunternehmen, um den Handel mit Kinderpornografie zu unterbinden.

Maalla wies auch darauf hin, dass es nicht in allen Staaten eigene Gesetze gebe, durch die Internet-Kinderpornografie verboten wird. Dazu gehörten beispielsweise Oman oder Irak (hier ist allgemein Pornografie verboten). Nicht in allen Staaten sei virtuelle und reale Kinderpornografie gleichermaßen oder das Kontaktieren von Kindern mit sexuellen Zielen strafbar, wie das etwa in Italien, Großbritannien oder den USA der Fall sei. Die Berichterstatterin fordert, dass alle Staaten Gesetze einführen, die Kinderpornografie on- und offline und die Kontaktaufnahme mit Kindern, womit alle Minderjährigen unter 18 Jahren gemeint sind, zu sexuellen Zwecken (grooming) unter Strafe stellt.

Internet- und Mobilfunkprovider, Suchmaschinenanbieter und andere Betreiber von Online-Diensten sollten nach Ansicht von Maalla verpflichtet werden, Kinderpornografie zu melden, die Polizei sollte den Zugang zu entsprechenden Seiten sperren und Daten zur Strafverfolgung speichern. Ähnlich wie im Vorhaben der deutschen Familienministerin Ursula von der Leyen zur Blockierung von Websites fordert auch Maalla eine weltweite Liste von kinderpornografischen Websites, die konstant aktualisiert wird und allen Staaten und Internetprovidern zur Blockierung zur Verfügung steht. Und die internationale Kooperation zur Bekämpfung müsse verstärkt werden.

Wichtig sei nicht nur die Identifizierung der Täter, der Verbreiter und der Besitzer von Kinderpornografie, sondern auch die der Opfer. So seien durch die Interpol/Child Abuse Image Database (ICAID), die mehr als 550.000 Bilder enthält, durch Software zur Bilderkennung bereits 870 Opfer identifiziert und gerettet worden. Oft gebe es aber für die Opfer nicht ausreichend Hilfe und Unterstützung. (fr)