Chrome verkleidet sich als Internet Explorer

Frontalangriff auf den Microsoft-Browser: Mit dem Google-Plug-in Chrome Frame wechselt der IE bei Bedarf die Rendering-Engine.

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Von
  • Herbert Braun

Mit Chrome Frame beherrscht Internet Explorer plötzlich neue Kunststücke.

(Bild: Screenshot)

Google hat das Plug-in Chrome Frame für den Internet Explorer veröffentlicht, mit dem dieser die Darstellungs-Engine wechseln kann. Standardmäßig kommt die IE-Engine zum Einsatz, doch kann die Webseite mit einem speziellen Header die von Chrome anfordern. Perfiderweise nutzt das Plug-in dafür eine in Internet Explorer 8 eingeführte Technik, nämlich den HTTP-Header X-UA-Compatible, zum Beispiel:

<meta http-equiv="X-UA-Compatible" content="chrome=1"/>

Das Plug-in soll allerdings auch in Internet Explorer 6 und 7 funktionieren. Bis jetzt hat selbst Google offenbar noch keine Seiten mit diesem Header ausgestattet. Der Benutzer kann den Wechsel der Engine erzwingen, indem er der Adresse (inklusive "http:") ein "cf:" voranstellt. Webdesigner können die Benutzer mit einem fertigen JavaScript (hier der Code) von Google prüfen, ob das Plug-in installiert ist, und den Benutzer gegebenenfalls um die Installation bitten. Das Plug-in befindet sich noch in einem frühen Stadium der Entwicklung; beispielsweise funktioniert das Drucken noch nicht. Die Chrome-Engine entspricht dem Stand der Developer-Version, also derzeit der Versionsnummer 4.0.211.7.

Als Begründung für die Veröffentlichung nennt Google die mangelnden HTML5-Fähigkeiten des Microsoft-Browsers. Da sich die an den IE gewöhnten Benutzer nicht umstellen müssen, könnte diese freundliche Entwicklungshilfe tatsächlich den Weg dafür bereiten, dass neue Webtechniken nicht mehr am hinterherhinkenden Marktführer scheitern – von dem eines Tages nicht mehr übrig bleiben könnte als die Oberfläche, wenn der Google-Vorstoß Schule macht. (heb)