Schweiz: Elektronische Patientenakte Evita geht an den Start

Das Evita-Konzept umfasst zum einen eine Speicherkarte mit Patientenfach, auf das der Karteninhaber zugreifen kann, zum anderen eine zentral gespeicherte Gesundheitsakte, die nur ein Arzt nach Authentifizierung abrufen und aktualisieren darf.

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Von
  • Detlef Borchers

Eigenwilliges Produktdesign: Evita-Karte mit USB-Anschluss

Wie der IT-Dienstleister Netcetera und die Swisscom-Tochter Evita auf dem Kongress eHealthCare bekannt gegeben haben, startet der Rollout der elektronischen Patientenakte Evita in der Region Zentralschweiz. Evita ist zum einen eine Speicherkarte mit USB-Anschluss für den Patienten, zum anderen eine zentral gespeicherte Akte für den Arzt. Sie muss über den Hausarzt bestellt werden und kostet für Erwachsene 150 Schweizer Franken (ca. 100 Euro) im Jahr, zuzüglich einer Installationsgebühr von 70 Euro.

Die von Netcetera zur Serienreife entwickelte Patientenakte Evita ist eine Gemeinschaftsentwicklung des ehemaligen Staatskonzerns Swisscom, der Universität Bern, der Ärztegesellschaft Luzern und der Schweizer Ärztekasse sowie einiger Software-Firmen. Evita beruht auf der Idee, dass der Patient lokal (ohne Internet) über seine Daten verfügen kann, der Arzt hingegen zentral die Daten nach einer Authentifizierung abfragen kann.

Die von Evita gespeicherten Daten sind nach SEDS strukturiert, dem Swiss Essential Data Set. Enthalten sind nur die Daten, die aktuell für die medizinische Beurteilung und Behandlung wichtig sind, etwa Allergien, chronische Erkrankungen, Arzneimittel-Unverträglichkeiten und die aktuelle Medikation des Kartenbesitzers, sowie neuere Labordaten oder Röntgenbilder. Neben den ausschließlich vom Arzt zu speichernden SEDS enthält Evita noch ein Patientenfach, das etwa Messdaten von Blutdruck und Blutzucker aufnehmen kann. Insgesamt ersetzt Evita aber nicht die elektronische Krankengeschichte, die vom Arzt geführt wird.

Evita ist ein Vorgriff auf die elektronische Versichertenkarte, die nach dem Schweizer Krankenversicherungsgesetz zum 1. Januar 2010 eingeführt werden muss. Diese Versicherungskarte entspricht in etwa der deutschen elektronischen Gesundheitskarte, weil auch diese Karte zunächst nur die administrativen Daten enthält. Später sollen weitere Anwendungen und die Speicherung von medizinischen Daten hinzukommen.

Bislang wird Evita nur von der Krankenkasse Sanagate unterstützt, die die Kosten für zwei Jahre übernimmt. Die übrigen Krankenkassen wollen die Einführung der Versichertenkarte abwarten.

Bei der 100-prozentigen Swisscom-Tochter Evita betont man, dass sowohl die USB-Karte wie die zentralen Server sämtliche Daten sicher verschlüsseln und der Zugriff nur nach vorheriger Authentifizierung von Arzt und/oder Patient möglich ist. Die Lösung entspreche sämtlichen Vorschriften des Datenschutzes. (Detlef Borchers) / (pmz)