Surfen für die Geschäftsidee

Das Internet bietet für die schwierigen ersten Schritte in die Selbstständigkeit viele Anlaufstellen.

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Von
  • Miriam Tang
  • dpa

Das Internet ist zwar keine Maschine zum Gelddrucken, wie mancher während der Boomphase des weltweiten Netzes dachte. Dennoch hat es das Leben vieler angehender Jungunternehmer entscheidend verändert. Schließlich bietet das Internet gerade für die schwierigen ersten Schritte in die Selbstständigkeit viele Anlaufstellen. "Hier kann ich mich kostenlos und unverbindlich ohne Namensnennung informieren", erklärt Frank Layer vom Internetportal Gruenderstadt.de in Stuttgart, einer der größten Existenzgründerplattformen in Deutschland.

Wichtigste Voraussetzung für die Umsetzung einer Geschäftsidee ist nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWA) in Berlin nach wie vor die Person des Gründers. Nicht jeder komme mit den Anforderungen einer Existenzgründung zurecht. Wer wissen möchte, ob er sich eignet, dem hilft der interaktive Persönlichkeitstest von Professor Heinz Klandt von der European Business School im hessischen Oestrich-Winkel weiter. Der Test findet sich auf der Homepage des BMWA.

Dabei wird zum Beispiel danach gefragt, ob die praktische Erfahrung des Interessenten zu der Branche passt, in der er sich selbstständig machen möchte. Kann er dies mit Ja beantworten, geht die Arbeit erst richtig los. Eine gute Geschäftsidee führe nach Layers Worten nicht zwangsläufig zum Erfolg. "Sie macht 40 Prozent aus. Weitere 40 Prozent sind harte Arbeit, und dazu kommt das Quäntchen Glück." Auf Gruenderstadt.de finden Nutzer Links zu etwa 12.000 Homepages. Deren Informationen reichen vom richtigen Aufstellen eines Business-Plans und dem Aufspüren von Marktlücken über Förderprogramme und Berater bis hin zu Personal- und Steuerfragen.

Eine der schwierigsten Aufgaben für Gründer ist die Finanzierung. Wie viel Eigenkapital ist nötig? Wo lassen sich Fördermittel anzapfen? Erste Antworten ermöglicht wiederum das BMWA.

Weitere Hilfe bieten so genannte Communities, in denen sich die Teilnehmer in Foren gegenseitig helfen. Das Existenzgründer-Netzwerk für kleine und mittelständische Unternehmen zum Beispiel sammelt Projekte und Aufträge der Teilnehmer aus allen Wirtschaftsbereichen und stellt sie in verschiedene überregionale und lokale Börsen kostenlos ein.

"So global die Welt heute ist, Geschäfte werden weiterhin auf regionaler Ebene gemacht", sagt Layer. Was zählt, sei der persönliche Kontakt. Diese Beziehungen pflegen auch die Mitglieder von [www.femity.net Femity.net], einer Netz-Community für berufstätige Frauen. Hier besprechen die Teilnehmerinnen Geschäftsideen, verschaffen sich gegenseitig Aufträge oder schließen sich zu Kooperationen zusammen.

Zum guten Start können auch Gründungsinitiativen verhelfen. Auf Hoch-sprung.de findet sich eine Reihe von Initiativen, die von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft getragen werden. Sie unterstützen künftige Chefs während des Gründungsprozesses -- von der Sensibilisierung für das Gründungsthema über die Ausbildung zum Unternehmer bis zur Geschäftsidee und der tatsächlichen Gründung.

So hilft die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin geförderte Initiative "Exist Hochschulabsolventen, sich auf unternehmerische Füße zu stellen. Dazu fördert sie regionale Gründungsnetzwerke an Hochschulen. "Viele Gründer aus Hochschulen bleiben nach ihrem Abschluss zunächst im regionalen Arbeitsmarkt und gründen dann später dort ein Unternehmen", sagt Florian Frank vom BMBF.

Auch wenn nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg 88 Prozent der Neugründer eine eigene Firma ins Leben rufen: Eine Alternative ist auch die Übernahme eines bestehenden Betriebes oder das "Franchising". Interessenten von ersterem könnte die Homepage Change-online.de nutzen. Die Unternehmensnachfolgebörse bietet die Möglichkeit, bei rund 7000 Firmen zu recherchieren. Ist ein Betrieb gefunden, hilft ein Programm anhand der Firmendaten bei dessen Bewertung.

Franchise-Nehmer übernehmen gegen Gebühr die Geschäftsidee eines Franchisegebers. Sie erhalten Schulungen, Marketinginstrumente, Waren und in der Regel eine etablierte Marke. Informationen über rund 200 Franchise-Systeme -- vom Handwerkerservice bis zum Bastelgeschäft -- findet sich auf der Homepage des Deutschen Franchise-Verbands in Münster.

Wer eine eigene Idee hat, kann sich schon vor der Gründung in einem Gründerwettbewerb mit anderen messen. Eine Übersicht über verschiedene Wettbewerbe bekommen Interessierte ebenfalls auf einer eigenen Internetseite. Gerade regionale Aktionen bieten neben dem Preisgeld in der frühen Phase der Gründung Kontakte im nahen Umfeld. (Miriam Tang, dpa) / (anw)