"Virtuelles Museum" in Karlsruhe eröffnet

Das Badische Landesmuseum und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie haben eine komplette Museumssammlung -- die so genannte Türkenbeute -- zur interaktiven Nutzung ins Datennetz gestellt.

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Ein einzigartiges "virtuelles Museum" ist in Karlsruhe eröffnet worden. Das Pilotprojekt wurde vom Badischen Landesmuseum und vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) entwickelt. Nach ihren Angaben steht damit weltweit zum ersten Mal eine komplette Museumssammlung zur interaktiven Nutzung im Datennetz. Erste Exponate waren als "Appetithappen" bereits im November 2002 online gegangen.

Die insgesamt 150 Exponate der Karlsruher Türkenbeute wurden mit ausgeklügelten Techniken fotografiert. Die digitalen Objekte können dreidimensional gedreht und vergrößert werden. Viele Informationen und Erklärtexte ergänzen das Angebot. Im Chatroom können sich virtuelle Besucher austauschen.

"Wir sind Zeuge eines historischen Moments", sagte der ZKM- Direktor Peter Weibel. Kaum ein Museum werde sich der neuen Entwicklung auf Dauer entziehen können. Das virtuelle Angebot werde auch nicht das Interesse am realen Museumsbesuch schmälern, zeigte sich der Direktor des Landesmuseums, Harald Siebenmorgen, überzeugt. "Im Gegenteil: Das führt zu einer Stimulierung."

Die Sammlung Türkenbeute zeigt Kunst und Kunsthandwerk aus dem osmanischen Reich. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden hatte die Schätze aus den Türkenkriegen 1683-1691 mitgebracht. Die Landesstiftung Baden-Württemberg finanzierte die mediale Aufbereitung mit 750.000 Euro. Zunächst ist das Internet-Angebot kostenlos. Ob es dabei bleibt, steht nach Angaben Siebenmorgens noch nicht fest.

Das virtuelle Museum soll den Besuchern Einblicke bieten, die im echten Museum -- bei Objekten in abgedunkelten Vitrinen -- nicht möglich sind: zum Beispiel die Rückseite und kleinste Details der Exponate. Außerdem soll die Datenbank durch neue Inhalte und externe Verknüpfungen ständig erweitert werden. Für Kinder wurde eine virtuelle Reise durch das Istanbul des 18. Jahrhunderts entwickelt. Dieser spielerische Zugang zur Geschichte der osmanischen Kultur soll die Vor- und Nachbereitung des Museumsbesuchs erleichtern. (anw)