Nvidia mogelt sich durch Grafik-Test

Der Benchmark-Entwickler Futuremark beschuldigt Nvidia, durch sogenanntes Treiber-Cheating die Leistungsmessungen des 3DMark 2003 zu manipulieren.

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Von
  • Manfred Bertuch

Der Benchmark-Entwickler Futuremark beschuldigt Nvidia, in ihren aktuellen Grafikkarten-Treibern die Grafikbefehle des Benchmarks 3DMark 2003 durch eigene Befehlsfolgen ersetzt zu haben, mit denen die 3D-Chips der GeForceFX-Serie wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. In Tests, die die Anforderungen zukünftiger Spiele vorwegnehmen und die Shader-Einheiten des Grafikchips im DirectX-9-Modus betreiben, haben die Manipulationen von Nvidia den größten Effekt. So sollen die Nvidia-Treiber 43.51 und 44.03 im DirectX-9-Test "Mother Nature" von der Kamera nicht erfasste Bereiche der besonders rechenintensiven Himmelskuppel durch Clip-Planes begrenzen und teilweise gar nicht berechnen. Damit verschafft sich Nvidia natürlich einen Vorteil gegenüber seinem Konkurrenten ATI, der den gesammten Himmel berechnet.

Futuremark veröffentlichte einen Patch, der den 3DMark 2003 so abwandelt (Build 330), dass der Nvidia-Treiber den Benchmark nicht mehr erkennt und ihn wie jede andere Applikation behandelt. Damit sind auch die GeForceFX-Chips wieder gezwungen, die gesamte Szene zu berechnen. Nach Messungen von c't bei 1024er-Auflösung ohne Antialiasing und anisotrope Filterung, verlangsamt sich der GeForce FX 5900 Ultra bei Mother Nature dadurch von 37 auf 19 Bilder/s. Damit verliert er 48 Prozent seiner Leistung und liegt weit hinter dem Wert von 34 Bilder/s einer Radeon 9800 Pro zurück. Auch die Tests, mit denen sich die Leistungen des Vertex- und Pixel-Shaders gezielt untersuchen lassen, seien manipuliert. Der Nvidia-Treiber ersetze die Shader-Programme des Benchmarks durch für den GeForceFX-Chip günstige Shader-Programme, die aber das gleiche visuelle Ergebnis produzieren. Mit den ursprünglichen Shadern des 3DMark verlangsamt sich der Nvidia-Chip im Vertex-Shader-Test von 17 auf 11 Bilder/s und im Pixel-Shader-Test von 48 auf nur noch 21 Bilder/s. Eine Radeon 9800 Pro erzielt 18 und 48 Bilder/s.

Das Auslassen von Szenenteilen in Mother Nature und der Einsatz von weniger rechenintensiven Shader-Programmen ist natürlich eine unzulässige Manipulation und soll verdecken, dass die Shader-Leistung der Radeon-Chips von ATI überlegen ist. Im Pixel-Shader-Test schaltet Nvidia vermutlich die vom Benchmark angeforderte maximale Präzision auf 16 Bit herunter. Die maximale Präzision beträgt bei Nvidia allerdings 32 Bit, während ATI immer mit 24 Bit Genauigkeit arbeitet. Der Vergleich der beiden Chips ist mit 100-prozentiger Exaktheit nicht möglich, sodass es beim Pixel-Shader-Test auch Argumente für Nvidias Standpunkt gibt.

So stieg Nvidia aus dem für Chiphersteller angeblich mehrere hundertausend Dollar teueren Beta-Programm der Benchmarkentwicklung aus. Als Folge soll Futuremark den Grafik-Chip-Hersteller ATI deutlich bevorteilt haben, indem der Benchmark die in Spielen kaum verwendeten Shader 1.4 benutze, argumentiert Nvidia.

Das Betrügen in Leistungstests hat im Grafikbusiness leider eine lange Tradition. Zuletzt fiel ATI durch eine Manipulation des Spiele-Benchmarks Quake3 Arena auf. Bei der Überarbeitung des 3DMark 2003 verliert übrigens auch ATI in Mother Nature rund acht Prozent, wodurch auch ATI in Verdacht steht, die vom Benchmark beabsichtigte Testbelastung zu verändern. (Manfred Bertuch) / (tol)