Ärzte gegen Twittern aus dem OP

Der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen und der Marburger Bund haben sich dagegen ausgesprochen, Angehörige von Patienten über den Mikroblogging-Dienst über den Verlauf von Operationen zu informieren.

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Der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) hält Twitter-Informationen direkt aus dem Operationssaal für bedenklich. "Wir sollten nicht jede Mode mitmachen, die aus den USA herüberschwappt", teilte BNC-Präsident Dieter Haack in Hamburg mit. Wartende Angehörige könnten am Ablauf einer Operation ohnehin nichts ändern, aber verunsichert werden, wenn Komplikationen auftreten. Für den Mediziner sei die Operation wichtiger, als sich durch "Gezwitscher" ablenken zu lassen, teilte der BNC mit. Und im OP dürfe ohnehin nur so viel wie nötig geredet werden, um Infektionen zu vermeiden. In US-Krankenhäusern wie dem St. Luke's Hospital in Cedar Rapids im Bundesstaat Iowa, im Children's Medical Center in Dallas, Texas, und im Henry Ford Hospital in Detroit, Michigan, wurde bereits aus dem OP-Saal getwittert.

Auch der Marburger Bund, der Verband der angestellten und verbeamteten Ärzte, hatte sich zuvor gegen Kurzmitteilungen aus dem OP-Saal ausgesprochen, er bezeichnete sie als "modische Macke". "Das ständige Twittern am Rande einer OP würde die Konzentration des Teams nur unnötig stören und das Fehlerrisiko erhöhen. Beim Autofahren ist das Telefonieren mit einem Handy ja schließlich auch nicht erlaubt", erläutert Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes. Er bezweifelt auch, "dass die Angehörigen in Echtzeit über das Öffnen der Bauchdecke des Patienten informiert werden wollen". Das gehe an den wirklichen Informationsbedürfnissen der Angehörigen völlig vorbei.

Derweil hat sich der Mikroblogging-Dienst eine kräftige Geldspritze von bereitwilligen Investoren geholt. Das Internet-Unternehmen bestätigte in einem Blog-Eintrag diese Woche auf seiner Website eine neue bedeutende Finanzierungsrunde, nannte bislang aber noch keine Summe. Das Wall Street Journal hatte berichtet, dass Twitter sich bei Investoren 100 Millionen Dollar besorgen wolle. Dabei werde das Unternehmen insgesamt mit einer Milliarde Dollar bewertet, schrieb die Zeitung unter Berufung auf informierte Personen. Das heißt, die bereitstehenden Investoren bekämen für 100 Millionen Dollar zusammen einen Anteil von zehn Prozent. (anw)