CSU kritisiert Münchener Entscheidung als "Software-Abenteuer"

Die Entscheidung des Münchener Stadtrats, die 14.000 PCs der Verwaltung auf Open-Source-Software umzustellen, ist nach Meinung der CSU nicht in einem "nachvollziehbaren transparenten Verfahren" getroffen worden.

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Nach der Entscheidung des Münchener Stadtrats, die 14.000 PCs der Verwaltung auf Open-Source-Software umzustellen, kommen die Gemüter noch nicht zur Ruhe. So kritisiert die Münchener CSU, sie sei gegen ihren Rat gefällt worden. Die Entscheidung hätte in einem "nachvollziehbaren transparenten Verfahren" getroffen werden sollen. In einer solch strittigen Frage, die eine Zeitung als "Computerkrieg" bezeichnet habe, gebe es eine Endlosdebatte zu Lasten des Münchener Stadtrates.

Da es keinen Zeitdruck gebe, sei es für die CSU unzumutbar, "als Pannenhelfer für ein unausgegorenes und riskantes Software-Abenteuer zu dienen, zumal wirtschaftliches und kostensparendes Handeln angesichts der dramatischen Verschuldung ein Gebot der Stunde ist."

Der Grünen-Stadtrat Jens Mühlhaus hatte hingegen heute in der Versammlung des Stadtrats die "langfristigen strategischen und wirtschaftspolitischen Vorzüge von Open-Source-Software" vorgetragen. Er wies Vorwürfe von Microsoft zurück, es habe bei der Entscheidung keinen fairen Wettbewerb gegeben: "Es ist ein Witz, dass ausgerechnet die für ihr aggressives Geschäftsgebaren berüchtigte Firma Microsoft nun unfairen Wettbewerb beklagt."

Microsoft habe anscheinend eine Kriegskasse eingerichtet, aus der auch das in letzter Minute nachgebesserte Angebot an die Stadt München finanziert worden wäre, so Mühlhaus. "Der Stadtrat hat daher nicht nur für die Zukunft des städtischen IT-Bereichs eine weitblickende Entscheidung getroffen, sondern auch einen Beitrag für echten Wettbewerb auf dem Markt für Software geleistet."

Die CSU hält dagegen, die Entscheidung treffe auf wenig Akzeptanz in den großen städtischen Referaten. Komplizierte und teure EDV-Anwendungsprogramme wie das im Sozialreferat verwendete Programm PROSOZ müssten vollkommen neu entwickelt werden. "Neben dem neuen kommunalen Rechnungswesen, der Verwaltungsreform mit dem neuen Steuerungsmodell und drastischer Personalreduktionen in den Referaten eine Softwaremigration diesen gewaltigen Umfangs durchzuführen, wird die Referate an den Rand der Handlungsunfähigkeit führen", teilt die Stadtratsfraktion der CSU weiter mit. Die Bedenken der IT-Beauftragten der großen Referate wie des Sozialreferats oder Baureferats seien nicht berücksichtigt worden. (anw)