Gericht friert Vermögen von Pirate-Bay-Interessent ein

Für die geplante Übernahme des berühmt-berüchtigten Torrent-Trackers The Pirate Bay besteht wohl kaum noch Hoffnung. Ein Stockholmer Gericht hat in einem Streit um Geld nun Vermögenswerte des potenziellen Käufers als Sicherheit eingefroren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 53 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Weiter geht es im Drama um die angebliche Übernahme des Torrent-Trackers The Pirate Bay. Ein Stockholmer Gericht hat Vermögenswerte des potenziellen Käufers Hans Pandeya eingefroren, nachdem dessen ehemaliger Geschäftspartner Johan Sellström die Eröffnung des Insolvenzverfahrens für Pandeyas Unternehmen Global Gaming Factory X (GGF) beantragt hatte. Der früherer GGF-Technikchef Sellström behauptet, sein ehemaliger Arbeitgeber schulde im noch knapp 1,4 Millionen schwedische Kronen (137.000 Euro). Pandeya weist das zurück. Dennoch sieht es danach aus, als könne die drohende Pfändung seines Vermögens das endgültige aus für die Übernahmepläne sein.

Durch den Gerichtsbeschluss sieht sich Sellström bestätigt, dass ihm die geforderte Summe aus einem privaten Darlehen an Pandeya noch zusteht. Der GGF-Chef sieht das anders: Die Forderung sei "erfunden", meint er auf Anfrage von heise online. "Sellström hat diese Summe nie verliehen. Das waren Schulden, die er 2006 unentgeltlich übernommen hat, die jetzt verfallen sind." Pandeya sieht in den Anschuldigungen nur einen "weiteren Trick, um das Unternehmen zu schädigen".

Sellström verweist auf die gerichtlich veranlasste Sicherung von Vermögenswerten. "Das Gericht hat bereits festgestellt, dass der unterschriebene Schuldschein, den ich für das private Darlehen habe, gültig ist", erklärt er gegenüber heise online. Der Pfändungsbeschluss gelte solange, bis die Angelegenheit geklärt werde, notfalls in einer übergeordneten Instanz. Pandeya hält Bericht über die "Pfändung" für übertrieben, das sei eine "kleine Sache". Er habe Immobilien im Wert von 2,5 Millionen Kronen als Sicherheit angeboten, bis der Fall geklärt werde.

Pandeya war mit GGF im Juni 2009 angetreten, um den Torrent-Tracker Pirate Bay für 60 Millionen Kronen zu übernehmen und in eine legale Tauschbörse für Filme, Musik und Software umzuwandeln. Nach wiederholten Beteuerungen, internationale Investoren stünden mit ausreichenden Mitteln bereit, stand Pandeya schließlich alleine da und wollte das Geschäft durch die Neuausgabe von GGF-Bezugsrechten am Kapitalmarkt finanzieren. Doch der Nebenwertemarkt Aktietorget schloss GGF nach Verstößen gegen die Börsenregeln vom Handel aus.

Vor zwei Wochen hatten Sellströms Anwälte bei Gericht die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über GGF beantragt, um die offenen Forderungen einzutreiben. "Meine Anwälte sagen, das sei das Standardverfahren", erläutert Sellström. Zahlt GGF, werde der Antrag automatisch widerrufen. "Andernfalls müssen sie nachweisen, das sie nicht insolvent sind und die Rechnung bezahlen." Doch auch abgesehen vom Ausgang des Verfahrens wird aus der Übernahme der Pirate Bay wohl nichts mehr. Zwar hält Pandeya noch an dem erneut auf Ende September verschobenen Vollzugsdatum fest. Doch muss auch er einräumen, dass es nicht mehr ganz so gut aussieht. Daran gibt der GGF-Chef mutwilligem Störfeuer von außen die Schuld. "Der Übernahmeversuch sieht langsam wie eine Farce aus. Niemand nimmt ihn mehr ernst."

Siehe dazu auch:

(vbr)