Oracle kassiert Rüge und soll 10.000 US-Dollar Strafe zahlen (Update)

Das Industriekonsortium TPC rügt Oracle wegen unfairer Nutzung des Datenbank-Benchmarks TPC-C.

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Peinliche Rüge für Oracle: Das Industriekonsortium Transaction Processing Performance Council (TPC), das eine Reihe von Datenbank-Benchmarks entwickelt hat und Resultate veröffentlicht, rügt den Datenbank-Hersteller und fordert eine Strafzahlung von 10.000 US-Dollar. Durch mehrere Werbeanzeigen, die Oracle im Wall Street Journal und Economist schaltete, habe das Unternehmen mit der Veröffentlichung "substanzloser" Benchmark-Ergebnisse gegen die "Fair-Use"-Nutzungsbedingungen der TPC verstoßen.

IBM hatte sich beim TPC über Oracle beschwert; die Webseite mit der Behauptung "Sun + Oracle is Faster" und dem Versprechen "Proof October 14th" führt mittlerweile auch ins Leere.

(Update:) In den Oracle-Anzeigen wurde explizit ein System mit "SPARC"-Prozessoren genannt (also ohne genauere Unterscheidung zwischen UltraSPARC und SPARC64), das schneller sein soll als ein IBM-System mit "6 Million TPC-C"-Transaktionen pro Minute. Diesen Wert erreicht der aktuelle Spitzenreiter im Benchmark TPC-C für On-Line Transaction Processing (OLTP), ein über 17 Millionen US-Dollar teures System von IBM, das aus einem System-p595-Server mit 64 Power6-Kernen, 4 TByte RAM sowie 68 Storage-Subsystemen mit insgesamt 10.992 FibreChannel-Festplatten besteht.

Die Firma Oracle, die zurzeit den Kauf von Sun abwickelt, hatte am 16. September unabhängig davon die neue Datenbank-"Appliance" Exadata V2 angekündigt, in der unter anderem die SAS-PCIe-Hostadapter Sun Flash Accelerator F20 mit bis zu 96 GByte SLC-NAND-Flash-Speicher unter dem Dateisystem ZFS zum Einsatz kommen. Auch die Exadata V2 ist eine OLTP-Maschine, aber mit x64-Prozessoren von Intel, nämlich Nehalem-Xeons der Serie 5500. Auch für die Exadata V2 hat Oracle noch keine TPC-C-Ergebnisse veröffentlicht – das dürfte Oracle nach den Fair-Use-Regeln auch erst nach einer Prüfung durch das zuständige TPC-C-Konsortium tun, welches diese Daten anschließend auf TPC.org veröffentlicht. In einer Pressemeldung und einem Brief (PDF-Format) an das TPC-Mitglied Oracle stellt das Konsortium nun klar, dass zumindest zum Zeitpunkt des Werbe-Angriffs auf IBM keine TPC-C-Ergebnisse für das angeblich schnellere System vorlagen.

Auch Ergebnisse von Benchmarks der Standard Performance Evaluation Corporation (SPEC) dürfen Firmen erst veröffentlichen, nachdem vorschriftsmäßige Ergebnisberichte dort eingereicht wurden. Zuvor müssen sie SPEC-Resultate mit dem Zusatz "estimate" (Schätzwert) kennzeichnen. Eine wesentliche Angabe in den Benchmark-Berichten ist der frühestmögliche Liefertermin; weil AMD beispielsweise die ersten Barcelona-Opterons ein Vierteljahr nach dem im August 2007 versprochenen Termin noch nicht liefern konnte, wurden Anfang 2008 CPU2006-Ergebnisse für ungültig erklärt. (ciw)