Vordenker der "Selbstorganisation" gestorben

Der Nobelpreisträger für Chemie und Pionier der Beschreibung irreversibler Vorgänge in der Natur, Ilya Prigogine, ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 86 Jahren verstorben.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Der Nobelpreisträger für Chemie und Pionier der Beschreibung irreversibler Vorgänge in der Natur, Ilya Prigogine, ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 86 Jahren verstorben. Der in Russland geborene, zuletzt in Belgien lebende Physikochemiker hat sich in seiner akademischen Laufbahn mit den Vorgängen in Systemen fernab vom thermodynamischen Gleichgewicht befasst und als erster die These aufgestellt, dass diese sich bei Energiezufuhr von außen unter bestimmten Bedingungen selbst organisieren können.

Was bis dahin als einmalige Besonderheit lebender Organismen angesehen worden war, beschrieb Prigogine im Rahmen der von Onsager und ihm selbst formulierten irreversiblen Thermodynamik als generell mögliches Naturphänomen, das in den Sechziger Jahren erstmals im Zusammenhang mit oszillierenden chemischen Reaktionen beobachtet wurde.

Prigogines Erkenntnisse wurden mittlerweile in den verschiedensten Disziplinen verwendet, ob es um die Erforschung des Stoffwechsels in biologischen Zellen geht, die Bewegung von Himmelskörpern im Sonnensystem, um Modelle für den Verkehrsfluss auf einem Straßennetz oder die Stabilität von Insektenstaaten. Durch die Fachpresse geisterten gar Lobeshymnen, Prigogines Arbeit überbrücke den Abgrund zwischen der Physik und den Sozialwissenschaften.

Prigogine gründete in Austin das später nach ihm benannte Ilya Prigogine Center for Studies in Statistical Mechanics and Complex Systems und wurde nach der Nobelpreis-Ehrung auch als Autor der Bücher Vom Sein zum Werden und Die Gesetze des Chaos bekannt. (hps)