Steve Ballmer fühlt sich durch Linux bedroht

Der Microsoft-Chef ist der Ansicht, dass Linux eine ernst zu nehmende Konkurrenz darstelle und deshalb alles daran gesetzt werden müsse, die eigenen Betriebssysteme als die bessere Alternative zu propagieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1103 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Oliver Lau

Microsoft-Chef Steve Ballmer sieht in Linux eine "wettbewerbliche Herausforderung für Microsoft und die gesamte Industrie". Das schrieb er laut US-Berichten in einem Memo an alle Angestellten, in dem die Führungsspitze alljährlich Strategie und Zukunft von Microsoft bekannt gibt.

In einer Zeit mickriger IT-Budgets und "Bedenken gegenüber Microsofts Umgang mit Kunden" sähen sich viele Unternehmen und Organisationen veranlasst, auf "kostenlose" Alternativen zurückzugreifen, die "gut genug" seien, schreibt Ballmer. Deshalb verdiente nicht-kommerzielle Software ein besonderes Augenmerk. Besonders IBMs Linux-Engagement habe dazu beigetragen, das Vertrauen in das Betriebssystem zu stärken und eine Illusion von Support und Verantwortlichkeit zu schaffen. Nicht-kommerzielle Software leide aber darunter, dass eine zentrale Instanz fehle, die sich um "Gesundheit, Wachstum und Innovation" kümmere. Es erfordere aber ein Höchstmaß an zentraler Kontrolle, um sich nicht in zuwiderlaufenden Projekten zu verstricken oder zahlreiche unfertige Varianten der gleichen Software zu produzieren. Darum werde Linux auch nie so innovativ wie Windows sein.

Wie groß die Bedrohung durch Linux aber tatsächlich ist, musste Ballmer erst kürzlich feststellen, als Microsoft sich trotz zahlreicher Zugeständnisse in der Schlacht um die Ausstattung der Münchner Behörden mit Windows geschlagen geben musste. Selbst die Ausschöpfung des Sonderfonds gegen Linux half dort nicht weiter.

Ballmer gibt sich trotzdem zuversichtlich: Man müsse nur die oft übersehenen Vorteile von Windows herauskehren und die Ergebnisse einschlägiger Studien anführen, die klar zeigten, dass Windows im Betrieb das günstigere Betriebssystem sei, und schon stehe man besser da als Linux. Die Marktforscher bei Soreon meinen hingegen, dass gerade Open-Source-Software Betriebskosten einspare, vor allem bei großen Unternehmen und Organisationen. "Wir werden zeigen", schrieb Ballmer, "dass unsere Software einen höheren Gegenwert liefert und sicherer und zweckmäßiger ist." In diesem Zusammenhang warb er auch für das neue, modular aufgebaute Microsoft-Betriebssystem mit dem Codenamen Longhorn, das er als "nächsten, großen Durchbruch" ankündigte. Longhorn werde für noch mehr Aufruhr sorgen als der Sprung von DOS zum ersten Windows. Außerdem gewährleiste Longhorn die nötige, "vom Kunden geliebte" Konsistenz: So werde es eine Longhorn-Version für das Office-Softwarepaket geben sowie für Entwicklerwerkzeuge und MSN.

Zur Sicherheit der aktuellen Microsoft-Produkte gestand Ballmer ein, dass da "noch einiges zu tun" sei, lobte aber im selben Atemzug die Trustworthy Computing-Initiative, in deren Rahmen Microsoft schon vieles zur Absicherung der eigenen Produkte gegen Hacker und Viren lernen und umsetzen konnte. (ola)