Wissenschaftler diskutieren Abschaffung der Schaltsekunde

Eine Gruppe von Experten der International Telecomunication Union (ITU) berät über eine mögliche Änderung der internationalen Zeitskala.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Eine Gruppe von Experten der International Telecomunication Union (ITU) berät über eine mögliche Änderung der internationalen Zeitskala. Die so genannten Schaltsekunden, die eingeführt wurden, um das Auseinanderdriften der Koordinierten Weltzeit (UTC) und der astronomischen Zeitskala (UT1, Mittlere Sonnenzeit am nullten Längengrad) auszugleichen, könnten nämlich computerisierte Navigationssysteme verwirren, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature. Das GPS-System etwa basiert auf der atomaren Zeitskala, die seit 1980 um 13 Sekunden gegenüber der UTC verschoben worden ist.

Die UTC (Coordinated Universal Time) ist laut PTB "die internationale Grundlage für die Zeitbestimmung im täglichen Leben". Die Einführung der Zeitskala UTC geht auf Vorschläge des CCIR (Comité Consultatif International des Radiocommunications) zurück, nach denen die Aussendung von Zeitzeichen weltweit "koordiniert", also bezogen auf eine gemeinsame Zeitskala erfolgen sollte. Hätte man hierfür die internationale atomare Zeitskala TAI verwendet, so hätten sich die Zeitzeichen nach und nach gegenüber der Anzeige der astronomischen Zeitskala UT1 verschoben. UTC und TAI haben daher das gleiche Skalenmaß -- die Differenz zwischen UTC und UT1 wird aber durch Schaltsekunden auf unter 0,9 Sekunden begrenzt. Seit 1972 sind 32 Schaltsekunden eingeführt worden.

Einzelne Experten, wie William Clepczynksi von Global Timing Service, plädieren nun für die Abschaffung der Schaltsekunde. Die Koordinierte Weltzeit sollte nach ihrer Auffassung vollständig von der astronomischen Zeit entkoppelt werden, was allerdings den Nachteil hätte, dass sich die angezeigte Tageszeit im Lauf der Zeit zum Tagesverlauf verschieben würde. Den Vorschlag, die Sekunde um einen Bruchteil zu verlängern, nannte der Astronom Patrick Wallace in Nature allerdings "komplett verrückt". Eine mögliche Änderung der UTC steht frühestens 2006 auf der Tagesordnung der ITU. (wst)