Das Handy lockt junge Leute in die Schuldenfalle

Von 1999 bis 2002 stieg die Zahl der 20- bis 24-Jährigen, die wegen einer eidesstattlichen Versicherung oder einer Privatinsolvenz bei der Schufa gemeldet waren, um fast ein Drittel.

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Von
  • Wolf Pampel
  • dpa

Vor allem der sorglose Umgang mit dem Handy lockt immer mehr junge Menschen in die Schuldenfalle. Von 1999 bis 2002 stieg die Zahl der 20- bis 24-Jährigen, die wegen einer eidesstattlichen Versicherung oder einer Privatinsolvenz bei der Schufa gemeldet waren, um fast ein Drittel auf rund 174.000. Für den Schufa-Vorstandsvorsitzenden Rainer Neumann ist dies ein "alarmierender" Trend. Die Gesamtzahl aller erwachsenen Personen, die mit diesen harten Negativkriterien registriert waren, stieg dagegen nur um 7,4 Prozent auf 2,2 Millionen, berichtete die Schufa Holding AG am Dienstag in Frankfurt.

Neumann führt diesen dramatischen Anstieg in erster Linie auf den "sorglosen Umgang der jungen Handy-Besitzer mit der Bezahlung ihrer Gebühren" zurück. Die vielfältige Nutzung des Mobiltelefons mit teueren 0190er-Nummern für attraktive Klingeltöne, Witze, Logos oder SMS und der schnelle Anruf bei Freunden treibt die Kosten rasch in die Höhe. Der Gedanke an die Rechnung bleibt zunächst ausgeblendet. Dieses Verhaltensmuster wird noch unterstützt, wenn bis zum 18. Lebensjahr Eltern oder Großeltern zunächst für die Jugendlichen das Handy finanzieren.

Auf der anderen Seite ziehen die Telefongesellschaften die Zügel schärfer an. Nach dem Boom der vergangenen Jahre gehen sie nach Meinung der Schufa dazu über, offene Rechnungen mit mehr Nachdruck einzufordern. Dies zeigt sich auch an den ersten Meldungen über säumige Zahler an die Schufa, die für Banken, Handel und Dienstleister Auskünfte über die Kreditwürdigkeit von Kunden erteilt. Von den Banken und Sparkassen ging zwischen 1999 und 2002 die Zahl der Warnhinweise in der Altersgruppe 20 bis 24 Jahre von 99.212 auf 94.997 sogar zurück. Die Erstmeldung eines Negativkriteriums aus der Telekom-Branche stieg dagegen fast auf das Dreifache von 104.470 auf 281.702 Fälle.

Mit dem dramatischen Anstieg überschuldeter junger Leute fällt diese Altersgruppe bereits deutlich aus dem Rahmen. Insgesamt sind bei der Schufa 2,2 Millionen Personen mit einer Privatinsolvenz oder einer in den vergangenen drei Jahren abgegebenen eiddesstattlichen Erklärung über die Vermögenslage erfasst. Der Anteil der 20- bis 24- Jährigen wuchs kontinuierlich von 6,0 Prozent 1999 auf zuletzt 7,8 Prozent 2002.

Die faktische Überschuldung liegt in der Bundesrepublik mit geschätzten fünf Millionen Personen aber deutlich höher. Als Kriterium gilt dabei, dass die monatlichen Einkünfte nicht ausreichen, um die Kosten für Miete, Strom sowie Verpflegung zu decken und Kredite zu bedienen. In der Branche werden dabei unterschiedliche Zahlen zwischen vier bis sechs Millionen Erwachsene genannt. Ursachen für den Weg in die Überschuldung sind häufig Arbeitslosigkeit, Tod eines Familienangehörigen oder Scheidung. Auffällig ist dabei auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle, wobei das Ruhrgebiet und Berlin einen hohen Anteil von Personen mit Zahlungsschwierigkeiten aufweisen. Im Herbst will die Schufa, die von Banken, Sparkassen, Spezialinstituten und dem Handel getragen wird, eine umfassende Studie zur Überschuldung der privaten Haushalte in Deutschland vorlegen. (Wolf Pampel, dpa) / (jk)