Neue Runde im Streit Musikindustrie vs. Tauschbörsen-Nutzer

Die Strafe eines Studenten, den der US-Musikindustrieverband verklagt hatte, ist dank zahlreicher Spender bezahlt, doch die Auseinandersetzungen gehen weiter.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Janko Röttgers

Der Prozess der Recording Industry Association of America (RIAA) gegen vier US-Studenten wird für die Lobbyorganisation immer mehr zum PR-Debakel. Schuld daran ist Jesse Jordan, der durch das Betreiben einer LAN-Suchmaschine am Rensselaer Polytechnic Institute ins Visier der RIAA geraten war. Nachdem diese in einer Klage zunächst Schadensersatz in Milliardenhöhe verlangt hatte, einigte man sich Anfang Mai auf eine Einstellung des Verfahrens gegen eine einmalige Zahlung von 12.000 US-Dollar. Für Jordan hätte dies bedeutet, seine gesamten für seine College-Ausbildung bestimmten Rücklagen an die Musikindustrie abgeben zu müssen. Doch schon bald meldeten sich Netznutzer, die ihn mit Spenden unterstützen wollten. Am vergangenen Wochenende erreichte der Spendenpegel nun schließlich die 12.000 Dollar-Marke.

Doch nicht nur die erfolgreiche Spendensammlung nimmt dem Fall die von der RIAA beabsichtigte abschreckende Wirkung. Jesse Jordan lässt sich außerdem auch durch seinen Vergleich den Mund nicht verbieten. Gegenüber der Presse hat er vermehrt Kritik am Verfahren gegen sich und die anderen drei Studenten geäußert. Zudem hat er Ende letzter Woche seine umstrittene Suchmaschine wieder ins Netz gestellt – allerdings nur in einer Demo-Version. Die Suchergebnisse sind allesamt fiktiv, Dateien lassen sich damit nicht herunter laden. Lediglich die Funktionsweise des Angebots soll vor dem Hintergrund des Verfahrens nachvollziehbar sein.

Jordan veröffentlichte zudem Dokumente auf seiner Website, die zeigen, dass die RIAA offenbar die Einigung nachträglich für nichtig erklären lassen wollte. In einem Schreiben des RIAA-Anwalt Terence Devine von Anfang Mai heißt es dazu, jüngste öffentliche Kommentare des Beklagten würden nahe legen, dass man in der Angelegenheit doch zu keiner Einigung komme. Laut Jordan bezieht sich dies auf Äußerungen seinerseits gegenüber dem Nachrichtensender CNN. Dort hatte er erklärt, das Verfahren sei nichts anderes als ein Einschüchterungsversuch. Diese Auseinandersetzungen gingen offenbar bis zum Ende letzter Woche weiter. Erst am 19. 6. erklärte die RIAA schließlich in einem Brief an den zuständigen Richter, ebenfalls hinter dem Vergleich zu stehen. Die andauernden Auseinandersetzungen mit dem Lobbyverband beschreibt Jesse Jordan als unprofessionell. Man habe versucht, ihn mit Drohungen unter Druck zu setzen. So habe der RIAA-Rechtsbeistand Matt Oppenheim ihm gegenüber erklärt: "Du willst nicht noch einmal einen Besuch von einem Zahnarzt wie mir." (Janko Röttgers) / (jk)