Pralles Pflichtenheft für Betreiber neuer Top-Level-Domains

Die ICANN hat den dritten Entwurf der Bewerberrichtlinien für den Betrieb neuer Top-Level-Domains vorgelegt. Die Internetverwaltung legt Wert auf Sicherheit und will die Bedenken von Ländern und Markenrechtsinhabern abfedern.

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Von
  • Monika Ermert

Potenzielle Betreiber neuer Top-Level-Domains (TLD) müssen einige weitere Anforderungen erfüllen. Laut dem am Wochenende von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) veröffentlichten dritten Entwurf der Bewerberrichtlinien für neue TLD-Betreiber gehört zum Beispiel das Sicherheitsprotokoll DNS Security Extensions (DNSSEC) zum Pflichtenheft.

Mehr Sicherheit und Verbraucherschutz hatten ICANN-Verantwortliche kürzlich bei einer Anhörung im US-Kongress zugesagt, und vor allem auch weitere Maßnahmen zum Schutz von Markenrechtsinhabern. Diese laufen in den USA gerade Sturm gegen die seit Jahren geplante Erweiterung des Namensraums. Der Markenrechtslobby kam ICANN im neuen Entwurf der Bewerberrichtlinien damit entgegen, dass alle künftigen Registries grundsätzlich die Whois-Informationen ihrer Kunden bereitstellen müssen. Als weiteres Zugeständnis verlangt ICANN neuen Registries schließlich eine "Post-Delegation Dispute Resolution Policy" (PDDRP) ab. Damit sollen Markenrechtsverletzungen mit Hilfe der Registries rascher unterbunden werden können. Diese PDDRP soll offenbar aus der bislang bekannten Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy entwickelt werden.

Weitere Forderungen von Seiten der Markenrechtsinhaber, etwa die nach der Einrichtung eines "IP-Clearinghouse", sollen zunächst noch einmal von Registries, Registraren und Nutzervertretern diskutiert werden, bevor der ICANN-Vorstand über ihre Aufnahme in das umfangreiche Bewerberhandbuch entscheiden will. Die Markenrechtsfragen seien ebenso wie die Entscheidung, inwieweit das Trennungsgebot zwischen Registries und Registraren aufgeweicht werden soll, Gegenstand weiterer Gespräche, schreibt ICANN-CEO Rod Beckstrom.

Auch auf Befürchtungen von Regierungen, geografische Domainnamen könnten in die falschen Betreiberhände fallen, hat ICANN nochmals reagiert. Einerseits ist sehr detailliert festgehalten, welche Länder-, Regions- und Städtenamen bei TLD-Bewerbungen eine Zustimmung der jeweiligen nationalen oder regionalen Behörden brauchen. Andererseits aber werden die künftigen Betreiber von TLDs aufgefordert, geografische Namen generell zu schützen. Kein Hinweis findet sich in den neuen Richtlinien, inwieweit ICANN auf Forderung der Regierungen eingeht, Einsprüche gegen neue TLDs auch außerhalb des regulären Verfahrens zu ermöglichen.

Möglicherweise hat ICANN mehr Zeit, die Einführung neuer TLDs vorzubereiten. Geht es nämlich nach einem neuen Expertenbericht, soll vorher DNSSEC in der Rootzone eingeführt werden. Da man die Effekte dieses Riesenprojektes noch nicht genau abschätzen kann, empfehlen Experten, die TLD-Einführung zurückzustellen. Da ICANN gerade angekündigt hat, dass man am 16. November den Startschuss für die Bewerbungen internationalisierter Länder-Adresszonen – also .cn auf Chinesisch – geben will, müssen sich möglicherweise alle anderen auf Verschiebungen einstellen.

(vbr)