Bertelsmann beantragt Abweisung der Napster-Klagen

Die an Napster gewährten Darlehen seien explizit dafür bestimmt gewesen, eine voll lizenzierte Musiktauschbörse aufzubauen, heißt es in Gütersloh.

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  • JĂĽrgen Kuri

Bertelsmann meint, Behauptungen widerlegt zu haben, nach denen das Unternehmen "Beihilfe zu Urheberrechtsverletzungen geleistet habe". Also beantragt der deutsche Medienkonzern konsequenterweise die Abweisung der Klage, die unter anderem von den Konkurrenten EMI und Universal in den USA eingereicht wurde. Das US-Urheberrecht biete keine Grundlage für die geforderten Schadensersatzzahlungen, meint man in Gütersloh: "Es ist nicht möglich, derartige Forderungen an einen Darlehensgeber zu stellen, nur weil es einem Kläger nicht gelingt, von dem angeblichen Verletzer selbst Schadensersatz zu erlangen".

Die Kläger werfen dem Medienkonzern vor, mit seinem Engagement bei der Musiktauschbörse Napster Urheberrechtsverletzungen gefördert zu haben. Nun aber meint Bertelsmann nicht etwa, wie in Vorberichten vermutet wurde, man habe sich dessen nicht schuldig machen können, da man als Finanzier in der dritten Reihe gestanden habe. Stattdessen geht der Konzern in die Offensive: Die Klagen bezögen sich auf Darlehen, die Napster in den Jahren 2000 und 2001 gewährt wurden. "Ziel dieser zweckgebundenen Darlehen war es ausdrücklich, Napster bei der Umwandlung in eine voll lizenzierte Musiktauschbörse zu unterstützen." Auch einen Seitenhieb auf die Konkurrenz kann sich Bertelsmann nicht verkneifen: Vertreter der Musikindustrie hätten nach der Vergabe der Darlehen an Napster "die Initiative zur Schaffung eines voll lizenzierten Dienstes öffentlich als einen produktiven Schritt in die richtige Richtung anerkannt". Und das eigene Ziel, die Schaffung eines voll lizenzierten Dienstes, werde nun "heute, nach fast drei Jahren, ausgerechnet von einem der Kläger, Universal Music Group Recordings, mittels einer Beteiligung an der Firma Roxio und deren Marke 'Napster' weiter verfolgt", schmollt Bertelsmann.

Die Musikindustrie hatte mit aller Kraft versucht, Napster, Urvater aller Online-Tauschbörsen mit einst mehr als 60 Millionen Nutzern, wegen Urheberrechtsverletzungen zu schließen. Nach mehreren Gerichtsurteilen wurde Napster stillgelegt, musste Insolvenz anmelden und ging schließlich für fünf Millionen Dollar an die Softwarefirma Roxio, die unter dem Namen einen Internet-Musikvertrieb aufbauen will. Roxio hatte zudem im Mai den Musikdienst Pressplay von Sony und Universal gekauft -- die beiden Konzerne erhielten dafür 12,5 Millionen US-Dollar in bar und 3,9 Millionen Roxio-Stammaktien. (jk)