Bittorrent-Webseiten unter Druck

Bittorrent unterscheidet sich fundamental von anderen Tauschbörsen wie Kazaa oder Gnutella; immer mehr Anbieter von Torrent-Dateien müssen aber ihre Pforten auf Betreiben der Filmwirtschaft schließen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Janko Röttgers

Wenn es um die neuesten Kinofilme oder taufrische Kopien US-amerikanischer Fernsehserien geht, dann greifen immer mehr Tauschbörsen-Nutzer zu dem P2P-Programm Bittorrent. Dieser Trend ist auch der Motion Picture Alliance of America (MPAA) nicht ganz verborgen geblieben. Reihenweise verschickt sie seit einigen Wochen E-Mails an Betreiber von Bittorrent-Websites und deren Internet-Provider, um das Schließen der Angebote zu erwirken. In einigen Fällen hat der Lobbyverband damit bereits Erfolg gehabt: So hat die populäre Bittorent-Website Torrentse.cx Mitte vergangener Woche ihre Pforten geschlossen, nachdem dem Betreiber eine Abmahnung zuging. Auch das Torrent Universe sah sich durch eine derartige E-Mail der MPAA zum Aufgeben gezwungen.

Bittorrent unterscheidet sich fundamental von anderen populären Tauschbörsen wie Kazaa oder Gnutella. So ist es beispielsweise nicht möglich, das Netzwerk direkt zu durchsuchen. Um einen Download zu initialisieren, braucht ein Bittorrent-Nutzer neben der Software selbst erst einmal eine Torrent-Datei. Diese liefert ihm einen eindeutigen Hash-Wert des gesuchten Downloads und verweist zudem auf einen Tracker-Server, der beim Lokalisieren anderer Nutzer mit der gleichen Datei hilft. Zudem werden Dateien nur so lange zum Tausch freigegeben, wie der Download läuft. Bittorrent ist damit besonders geeignet zur schnellen Distribution aktueller Dateien, da es als eine Art temporärer P2P-Cache funktioniert -- unter anderem gelangten so in letzter Zeit beispielsweise neueste Ausgaben einzelner Linux-Distributionen an die interessierten Nutzer. Zugleich macht die Bittorrent-Struktur es Verbänden wie der MPAA besonders leicht, gegen die illegale Verbreitung ihrer Filme über das Netzwerk vorzugehen. Wurden erst einmal die Anbieter einer Torrent-Datei zur Aufgabe gezwungen, kann der Download auch nicht mehr abgefragt werden und verschwindet damit schnell aus dem Netzwerk.

Offenbar wollen sich einige Betreiber von Torrent-Websites auf ein Katz- und Maus-Spiel mit der Filmwirtschaft einlassen. So heißt es auf der Torrent-Universe-Site bereits, man werde bald auf einem für die MPAA unangreifbaren Host weitermachen. Ein ähnliches Manöver erwies sich für die Website Sharelive.com jedoch als nicht sonderlich erfolgreich. Nach einer Abmahnung durch die MPAA hatte Sharelive seinen Betrieb vor einigen Wochen auf einen Server in Großbritannien verlagert. Doch der dortige Provider wollte dem Treiben offenbar nicht lange zuschauen und nahm die Site diese Woche kurzerhand komplett vom Netz. Neben seiner Bittorent-Sektion bot Sharelive P2P-Links für Programme wie Edonkey 2000 und Piolet an. (Janko Röttgers) / (jk)