Qt Developer Days in München

Schwerpunkte der diesjährigen europäischen Qt-Entwicklerkonferenz waren die für den Herbst angekündigte Version 4.6 und ihr Nachfolger. Er soll eine an CSS angelehnte Markup-Sprache bringen und das Erstellen deklarativer GUIs ermöglichen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Sebastian Kügler
  • Christian Kirsch

Vom 12. bis zum 14. Oktober fand in München die diesjährige europäische Edition der Qt Developer Days statt. Der erste Tag der dreitägigen Konferenz bot den etwa 700 Teilnehmern Kurse zur Entwicklung mit Nokias Qt Tookit und eine Reihe weiterführender Vorträge zu Themen wie Performance-Optimierung, Entwicklung mit dem in Qt enthaltenen WebKit, das Model/View-Framework und viele andere. Am Rande der Veranstaltung konnten Teilnehmer sich direkt von den mehr als 70 anwesenden Qt-Entwicklern aus aller Welt mit spezifischen Fragen helfen lassen.

Erstmals in diesem Jahr bot Nokia eine Zertifizierung für Qt-Entwickler an. Teilnehmer konnten in einem 60-minütigen Test beweisen, dass sie Konzepte und Kenntnis der wichtigsten Qt-Mechanismen verstehen. Wer die Zertifizierung erfolgreich absolvieren will, sollte mindestens 6 Monate Erfahrung in der Entwicklung mit Qt mitbringen. Die Kurse werden auch außerhalb der Qt Developer Days angeboten. Mit der Zertifizerung will Nokia das Qt-Ökosystem stärken und gleichzeitig Entwicklern und Firmen die Möglichkeit geben, ihre Expertise unter Beweis zu stellen.

Der erste Tag der Developer Days war wie üblich Kursen gewidmet. Am Morgen hielten Till Adam und Mirko Boehm von der Berliner Niederlassung der Firma KDAB eine Einführung zu Qt, die am Nachmittag mit weiterführenden Kursen zur Model/View-Programmierung, Multhithreading, WebKit und dem in Qt 4 neu erschienenen Canvas QGraphicsView vertieft werden konnten.

In der Eröffnungs-Keynote der eigentlichen Konferenz am zweiten Tag sprach Sebastian Nyström, einer von Nokias Vizepräsidenten und Verantwortlicher für Qt Development Frameworks (ehemals Trolltech), über die Strategie und den Stand der Dinge in der Qt-Welt. Nyström berichtete, dass die Nachfrage nach Qt seit letztem Jahr um das 2,5fache gewachsen sei.

Die Erweiterung der Qt-Lizenzen um die LGPL und die Öffnung des Entwicklungsprozesses hätten hierzu beigetragen. Man sei zufrieden mit der bisherigen Entwicklung, plane aber keineswegs, es dabei zu belassen. Die Strategie "Qt Everywhere" manifestiere sich in den Portierungen von Qt 4.6 auf S60 (Nokias Symbian Plattform), Windows 7, Apples Snow Leopard, QNX und VxWorks sowie den Einsatz bei Nokias Mobil-Linux "Maemo". Nyström berichtete von Plänen für ein "Qt Developer Network" und das auf der Creator-IDE basierende SDK sowie von Handfesterem, wie der in den Pausen stark frequentierten Espressomaschine mit Qt-GUI im "Hallway-Track". Nyström bestätigte auch das Bekenntnis zum freien Desktop KDE, der das Qt-Framework nutzt, und freute sich über die gute Zusammenarbeit mit den KDE-Entwicklern, von denen sich etliche auf dieser Konferenz tummelten.

In seiner Präsentation zur Qt Roadmap gab der Leiter der Entwicklungsabteilung Lars Knoll Einblicke in das für Dezember diesen Jahres geplante Qt 4.6. Höhepunkte der neuen Version seien der Port für das Smartphone Betriebssystem S60, neue APIs wie ein Animations-Framework und QGraphicsEffect, das "State-Transition-Framework" und die vor kurzem hinzugefügten Funktionen für Eingabe per Multitouch und Gesten. Knoll ging weiterhin auf die Rolle hybrider Web-/Native-Applikationen ein. Qt sei dafür mit QtWebkit eine hervorragende Basis. Für Version 4.7 plane man weniger neue Features, dann sollen Performance-Optimierung und Stabilität im Mittelpunkt stehen. Knoll zufolge will Nokia das für Qt Development Frameworks zur Verfügung stehende Entwicklungsbudget um 50% erhöhen.

KDE Gründer Matthias Ettrich, der die Qt-Niederlassung in Berlin leitet, hatte allerdings doch noch Neuigkeiten für Qt 4.7 im Ärmel. Er präsentierte die schon auf dem Linuxtag im Sommer in Berlin vorgestellte "Declarative UI"-Technik und erklärte, dass Anforderungen an GUIs im Umbruch seien. Der Trend gehe von statischen Applikationen zu flüssigen Übergangen. Mit der an CSS angelehnten Qt Markup Language (QML) wolle man die Erstellung von modernen Benutzerschnittstellen vereinfachen und für eine größere Gruppe Entwickler und Designer zugänglich machen. QML soll zusammen mit Qt 4.7 im nächsten Jahr erscheinen.

Angesichts der auf den Developer Days in München vorgestellten Neuerungen und Plänen, darf man also gespannt sein, was die Qt-Macher in der Zukunft weiter zu bieten haben. Eines scheint deutlich: Nokia meint es Ernst mit den Plänen für Qts Wachstum.

Sebastian Kügler (ck)