ICANN im US-Senat unter Druck

Der republikanische Senator Conrad Burns nennt die Internet- und DNS-Verwaltung in einer Anhörung eine "Gefahr für die US-Sicherheit".

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Von
  • Monika Ermert

Der US-amerikanische Senat ist gestern in einer Anhörung in Washington erneut streng mit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers ins Gericht gegangen. Der republikanische Senator Conrad Burns, Vorsitzender des Unterausschusses Communications, nannte die Internet- und DNS-Verwaltung laut einem Bericht der Washington Internet Daily eine "Gefahr für die US-Sicherheit".

Im September läuft der Vertrag der privaten Netzverwaltung mit dem US-Handelsministerium (DoC) aus. Dieses muss dann über die Weitervergabe der Aufsicht über das Domain Name System, die für die globalen IP-Ressourcen zuständige IANA und die 13 zentralen Rootserver entscheiden. Mehr Sicherheit für die Rootserver nannte Nancy Victory von der National Telecommunications and Information Administration (NTIA) als wichtigste der vielen ungelösten Aufgaben.

Direkt dahinter rangieren Vertragsbeziehungen mit den IP-Vergabestellen, den Managern der Länderdomains (ccTLDs) sowie mehr Transparenz und wettbewerbsfreundliche Vergabemodalitäten für neue Top Level Domains. Dass ausgerechnet die Rootserver-Sicherheit an erster Stelle steht, überrascht angesichts der Tatsache, dass technische Probleme bei den Rootservern deutlich seltener sind als zum Beispiel Streit um Geschwindigkeit und Modalität der von den ccTLD-Managern beantragten Nameserver-Updates.

ICANNs neuer CEO Paul Twomey zeigte sich bei seinem ersten Senatsauftritt zuversichtlich, dass die Netzverwaltung die Aufgaben bewältigen wird. Auch nach der Abschaffung der direkten Nutzervertretung (At-large-Vertretung) in Gestalt der At-large-Direktoren würden die Stimmen der Nutzer im ICANN-Prozess Gehör finden, versicherte der Australier. Burns sprach dennoch davon, dass die Politik nach der Abschaffung der so genannten At-large-Sitze größere Verantwortung für die Selbstregulierungsorganisation übernehmen müsse. Obwohl der US-Senator auch mehr Internationalisierung anmahnte, sprach er erneut von einem Gesetz, das für mehr Berechenbarkeit im ICANN-Prozess sorgen soll. ICANN steht auf der Agenda von Burns für diese Legislaturperiode ganz oben.

Die NTIA muss nun bis Ende August einen Bericht über ICANNs Situation vorlegen, dann wird sich der Senat erneut mit dem Thema beschäftigen. Kritische Anmerkungen kamen im Hearing auch wieder von Vertretern von US-amerikanischen Unternehmen. Während eNom-Chef Paul Stahura erneut den Reservierungs-Service für auslaufende Domains von VeriSign geißelte, warnte dessen Vizepräsident Aristoteles Balogh ICANN vor der Überregulierung der Registrarwirtschaft.

Ex-ICANN-At-large-Direktor Karl Auerbach kritisierte, ICANN agiere praktisch wie ein weltweiter, aber nicht gewählter Gesetzgeber. Dies hätten sich vor allem US-Unternehmen zu Nutze gemacht, um ihre Interessen durchzusetzen. Sie hätten erkannt, dass es viel leichter ist, ein halbes Dutzend ICANN-Angestellter oder Direktoren zu überzeugen als die Gesetzgeber in mehr als 200 Ländern der Welt. "Dadurch", schreibt Auerbach in seinem Statement, "ist eine Situation entstanden, in der von kleinen, exzellent organisierten Unternehmens- und Markenrechtsgruppen favorisierte Gesetze aus den USA in alle Welt exportiert werden." Laut Auerbach hat dies zu einem guten Maß an internationaler Feindseligkeit gegenüber ICANN und auch den USA geführt. (Monika Ermert) / (anw)