Grafikspeicher schmälert RAM
Stimmt es, dass bei einem 32-Bit-Windows-PC die nutzbare Hauptspeichermenge schrumpft, wenn der Speicher der Grafikkarte(n) wächst?
Stimmt es, dass bei einem 32-Bit-Windows-PC die nutzbare Hauptspeichermenge schrumpft, wenn der Speicher der Grafikkarte(n) wächst?
Grundsätzlich ja, aber nicht exakt proportional. Das Betriebssystem muss zumindest einen Teil des Speichers auf der Grafikkarte über Adressen unterhalb der 232-Byte-Grenze erreichen können, damit beispielsweise 32-Bit-Programme Daten direkt in den Grafikspeicher (Framebuffer) schreiben können. Sofern ein PC mit 32-Bit-Betriebssystem und 4 GByte physischem RAM bestückt ist, lässt sich umso weniger davon nutzen, je mehr Speicheradressen auf den Grafikspeicher entfallen.
Wir haben auf einem Test-PC Windows XP Professional in der 32-Bit-Version installiert und ihn mit 4 GByte RAM sowie unterschiedlichen Grafikkarten bestückt. Sofern eine einzige Grafikkarte mit höchstens 128 MByte eigenem Speicher vorhanden war, konnte das Betriebssystem stets 3,5 GByte Arbeitsspeicher nutzen; auch ganz ohne Grafikkarte und beim Zugriff via Remotedesktop-Verbindung änderte sich daran nichts.
Beim Einsatz von Grafikkarten mit 256, 512 oder 1024 MByte eigenem Speicher schrumpfte die nutzbare Speichermenge jeweils um 256 MByte auf 3,25 GByte. Nach dem Einbau von Grafikkarten mit zwei Grafikprozessoren und 1 bis 2 GByte Speicher (AMD Radeon HD 4870 X2/Nvidia GeForce GTX295) meldete Windows XP noch 3,0 GByte Hauptspeicher – es gingen also 512 MByte „verloren“. Bei der Kombination zweier Grafikkarten, von denen eine 128 MByte und die andere 512 MByte lokalen Speicher besaß, konnte das System noch 3,12 GByte Hauptspeicher nutzen, es waren also 384 MByte belegt.
Auch für Onboard-Komponenten – etwa im Chipsatz integrierte SATA- und USB-Adapter sowie Sound- und Netzwerkchips – sowie PCI- und PCIe-Steckkarten reserviert bereits das BIOS sogenannte Ein-/Ausgabeadressbereiche unterhalb der 4-GByte-Grenze. Je nach Mainboard und Systemausstattung können also auch deutlich weniger als 3 GByte Speicher nutzbar sein. Wer mehrere Grafikprozessoren und gleichzeitig sehr speicherhungrige Anwendungen nutzen will, sollte lieber ein 64-Bit-Betriebssystem installieren: Dann kann das BIOS den von Ein-/Ausgabeadressen „verdeckten“, physischen Hauptspeicher per Memory Remapping jenseits der 232-Byte-Grenze wieder einblenden und dadurch nutzbar machen. (ciw)