Der neue Jenoptik-Vorstand ist auf Profilsuche

Bei der Präsentation der Jenoptik-Zahlen des ersten Halbjahres 2003 deutete sich ein Stilwandel an; der neue Chef will zudem mehr auf die profitablen Bereiche mit Laser, Optik und Sensoren setzen.

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Von
  • Simone Rothe
  • dpa

Die Schuhe seines Vorgängers Lothar Späth passen dem neuen Jenoptik-Chef Alexander von Witzleben nicht. "Die ziehe ich mir gar nicht erst an", sagt der 39-Jährige. Seit zwei Monaten lenkt er den größten Technologiekonzern in Ostdeutschland. Noch ist er auf Profilsuche als junger Chef eines börsennotierten Unternehmens mit 10.000 Mitarbeitern, das Anfang der 90er Jahre nach einer ungewöhnlichen Rettungsaktion aus einem DDR-Kombinat hervorging. Bei der Präsentation der Jenoptik-Zahlen des ersten Halbjahres 2003 am Mittwoch in Jena deutete sich ein Stilwandel an.

Ohne Vorstandskollegen, allein am Stehpult, erläuterte der Volks- und Betriebswirt Zahlen, Tabellen und Schaubilder, die die Entwicklung des weit verzweigten Konzerns mit den großen Geschäftsbereichen Anlagenbau/Gebäudemanagement und Optoelektronik illustrierten. Der Konzernumsatz überstieg das Vorjahresniveau um 18 Prozent; der Auftragsbestand liegt 29,5 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2002 und der Auftragseingang übertrifft das Vorjahresniveau um 7,5 Prozent. Als Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) wies der Konzern allerdings rote Zahlen aus: Ein Verlust von 13,2 Millionen Euro fiel an.

Bei Späth gab es diese Vorgehensweise bei der Präsentation der Zahlen nicht. Der ehemalige CDU-Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der 1991 ins Unternehmerlager wechselte, war eher ein Politmanager. Spitze Kommentare zur aktuellen Politik oder zur Konjunktur gehörten ebenso wie die Zahlen zum Programm. Anders als der 65-jährige Späth versteht sich von Witzleben nicht als Aufbauhelfer Ost, sondern als Manager. "Ich bin kein ehemaliger Politiker, der eine Aufgabe im Osten übernommen hat." Doch viele Jahre an der Seite des Vorgängers, der die Zügel in Jena fest in der Hand hatte, haben ihn geprägt. Das signalisieren Sätze wie: "Ich habe bei Späth auch gelernt, Dinge auf den Prüfstand zu stellen und auch mal andere Pfade zu gehen."

Von Witzleben, der 1993 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG nach Jena kam und dort schnell zum Finanzvorstand aufstieg, informiert sachlich, präzise, offen -- und wirkt locker dabei. Ihn muss geärgert haben, dass er als "Herr der Zahlen" von einigen vor dem Führungswechsel als Technokrat tituliert wurde, heißt es in der Konzernzentrale. Zu kühnen Prognosen wie Späth neigt er aber nicht. Redlich mühte sich der neue Konzernlenker, die Gewinnprognose seines Vorgängers von 40 Millionen Euro für 2003 zu umschiffen. Statt eine eigene abzugeben, zitiert er lieber die Meinung von Analysten.

Auch bei seinen Vorhaben hält er sich öffentlich zurück -- von Witzleben will den kleinen, aber profitablen Bereich mit Lasern, Optik und Sensoren ausbauen und für das stark von der Halbleiterkonjunktur abhängige Anlagenbaugeschäft auf Partnersuche gehen. Seine Ankündigung hatte bei Jenoptik-Aktionären für gute Stimmung, im Konzern jedoch für einigen Wirbel gesorgt.

Kurskorrekturen sollen nun eher im Stillen und gemeinsam mit Jenoptik-Aufsichtsratschef Späth angegangen werden. Vertrauensvorschuss hat von Witzleben dabei: "Er wird ja keine größeren Fehler machen, davon können wir wohl ausgehen", meinte ein Aktionär beim Führungswechsel im Juni. (Simone Rothe, dpa) / (jk)