Big Brother Awards in der Schweiz verliehen

Zum zehnten Mal wurden die Negativpreise für Verletzung des Datenschutzes in der Schweiz vergeben.

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Von
  • Axel Kossel

Der Betonpokal, den keiner haben will.

(Bild: Big Brother Awards, © Franz Schachinger Pressefotograf)

Im Rahmen der internationalen Aktion Big Brother Award wurden gestern Abend zum zehnten Mal in der Schweiz die "Preise, die keiner will" vergeben. Die Preisverleihung in Deutschland fand am 16. Oktober statt; in Österreich werden die Awards heute Abend vergeben.

Vier Preisträger aus verschiedenen Kategorien erhielten gestern bei der feierlichen Veranstaltung in der Roten Fabrik in Zürich einen Betonpokal für schwerwiegende Datenschutzverletzungen verliehen. Eine Jury hatte sie aus 72 Vorschlägen ausgewählt.

In der Kategorie Staat ging der Preis an den Dienst für die Überwachung des Post und Fernmeldeverkehrs (UePF), der über die Vorratsspeicherung von Verbindungsdaten hinaus Provider beauftragen kann, auch die Inhalte von Telefongesprächen und E-Mails zu speichern. Der Dienst hat alle Internet Service Provider in der Schweiz verpflichtet, bis Ende Juni 2010 Schnittstellen für eine Echtzeit-Überwachung des Datenverkehrs einzurichten.

In der Kategorie Business gewann die Swisscom. Deren Kunden konfigurieren ihre VDSL- und ADSL-Router über ein Webportal, sodass persönliche Einstellungen wie der WLAN-Schlüssel beim Provider gespeichert werden können. Swisscom-Mitarbeiter und Ermittlungsbehörden haben dann die Möglichkeit, auf die Router und den internen Datenverkehr zuzugreifen.

In der Kategorie Arbeitsplatz siegte die Berufsbildungsschule Winterthur. Sie hatte Nachbarn der Schule aufgefordert, von ihren Balkonen und Fenstern aus Fotos von Schülern zu machen, die Abfall wegwerfen oder heimlich rauchen. Den Lebenswerk-Award für besonders hartnäckige Verletzung der Grundrechte erhielt die Firma Deltavista aus Küsnacht. Sie wurde als Marktführer stellvertretend für etliche Unternehmen ausgezeichnet, die kommerziell private Daten sammeln.

Nach Vergabe der Negativpreise fand der Abend dann einen positiven Abschluss durch die Verleihung des Publikumspreises für lobenswerten Widerstand gegen Überwachung und Kontrolle. Er ging an die Studentengewerkschaft CUAE , die sich gegen die fremdenpolizeiliche Kontrolle von ausländischen Studenten wehrte. (ad)